Rock, Blues, Soul, Gospel Mitch Ryder zu Gast in der Endenicher Harmonie

Bonn · "Lebt der eigentlich noch?", fragt ein Kollege, als er davon hört, dass Mitch Ryder vor einem Jahr seine Autobiografie veröffentlicht hat. Ungewollt trifft er fast ins Schwarze. Mitch Ryder und seine Frau Megan sind vor einem Monat bei einem schweren Unfall mit einem alkoholisierten Truckfahrer nur knapp dem Tode entkommen.

 Pure Emotion: Sänger Mitch Ryder.

Pure Emotion: Sänger Mitch Ryder.

Foto: SCA

Alkohol war für Mitch Ryder, der jetzt wieder in der Endenicher Harmonie gastierte, jahrzehntelang sein ganz persönlicher Dämon. Heute, ohne Alkohol, ist er stimmlich überzeugender denn je. Rock, Blues, Soul und auch Gospel - er gibt jedem Genre das Besondere, das Unverwechselbare, das Packende.

Er schleicht seine Stücke wie an wildes Tier an, das das Opfer in Sicherheit wiegen will. Dann bricht ein Schrei aus ihm heraus, der alle Illusionen zerreißt. Niemand anders in der Rockmusik kann Qualen einen furchterregenderen Ausdruck geben. "Ich habe meine Frau zerstört. Das ist das Schlimmste, das ich je getan habe. Ich bin ein Star" (Red Scar Eyes).

Hier ist jemand durch die Hölle gegangen. Sein Leben heute "klingt nach einem ehrbaren Mittelschichtleben", verriet er dem GA vor der Tour in einem Interview. Aber er weiß von der anderen, der dunklen Seite. Und auf der Bühne erlebt er sie.

Seit nunmehr 19 Jahren unterstützt ihn dabei die ostdeutsche Gruppe "Engerling". Hochprofessionell bringen sie Stücke seiner fünfzigjährigen Karriere auf den Punkt. Das Timing stimmt exakt, die Akustik ist klar und durchsichtig, Soli malen Bilder packend aus. "Let me sleep all night in your soul kitchen", schreit Mitch Ryder. Er will in die Wärme kriechen, er will nicht gehen - niemand will gehen. Aber nach über zwei Stunden ist Schluss. "Passt auf Euch auf" - gibt er ihnen auf den Weg.

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