Beethoven-Haus in Bonn Mojca Erdmann und Xavierde Maistre - Perfektion in allen Lagen

BONN · Manchmal ist ein Ausflug ins Überirdische hilfreich. "Es erwachten plötzlich zwei Engel zum Leben", stellte die Main-Post in ihrem Feuilleton fest. "Der eine begann zu frohlocken, der andere schlug die Harfe dazu." Die Rede war vom gemeinsamen Auftritt der Sopranistin Mojca Erdmann und des Harfenisten Xavier de Maistre beim Kissinger Sommer. Jetzt konnte man die beiden im ausverkauften Kammermusiksaal des Bonner Beethoven-Hauses hören - und es war ein überaus großes irdisches Vergnügen.

Der Abend lieferte eine der raren Gelegenheiten, sich von den Möglichkeiten des Harfenspiels verblüffen zu lassen. Die sind bei de Maistre, lange Jahre Soloharfenist der Wiener Philharmoniker, offenbar unbegrenzt. Schon die Übertragung der Klavierbegleitung auf sein Instrument machte bei Liedern von Schubert, Mendelssohn und Strauss staunen: kein Substanzverlust, sondern mitunter gar ein Stimmungsgewinn in reich schattierten Pastelltönen.

In Solostücken von Elias Parish Alvars und Félix Godefroid - beide im 19. Jahrhundert gefeierte Komponisten und reisende Solisten - konnte de Maistre dann so richtig loslegen: Diese akrobatischen Show-Nummern schrecken vor keiner Schwierigkeit zurück.

Fürs vollkommene Glücksgefühl in diesem Konzert war freilich auch Mojca Erdmann zuständig. Die junge Sopranistin mit der Blitzkarriere, die sie nach Salzburg und an die New Yorker Met führte, verfügt über eine große Stimme voller Wärme und Wohllaut, die sie mühelos und mit höchster Intonationsreinheit einsetzt.

Ob mit charmantem Unterton (Schuberts "Die Männer sind méchant"), hymnischem Schwung (Mendelssohns "Frühlingslied") oder lyrischer Eindringlichkeit (Strauss' "Morgen") - Erdmann stand für Perfektion in allen Stimmungslagen. Das Schönste hatte sich das Duo für die Zugabe aufgespart: Schuberts "Ruh'n in Frieden alle Seelen" - ein ganz zarter, zurückhaltender Ausklang.

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