Montserrat Caballé begeistert Bonner Publikum

Katalanische Sopranistin nimmt ihr Publikum beim Galakonzert mit auf eine Reise durch die Liedkunst

Montserrat Caballé begeistert Bonner Publikum
Foto: Horst Müller

Bonn. Ihre Karriere begann, als Maria Callas mit dem Singen aufhörte. Mitte der 60er Jahre wurde Montserrat Caballé, die jetzt ein umjubeltes Gala-Konzert in der Bonner Oper gab, als legitime Nachfolgerin der griechischen Primadonna assoluta aufgebaut.

Der Durchbruch gelang der katalanischen Sopranistin mit ihrem Debüt in der New Yorker Carenegie Hall, wo sie an einem Abend im Jahre 1965 für Marilyn Horne als Titelheldin in Donizettis "Lucrezia Borgia" einsprang. Damals war die Caballé 32 Jahre alt, und die Stimmenfans begannen von ihrer einzigartigen Pianokultur zu schwärmen.

Ihre Kunst, einen Ton in den höchsten Lagen leise, fast körperlos ausklingen zu lassen, verschlug den Opern-Enthusiasten schier den Atem. Sie selbst wollte aus guten Gründen nie den direkten Vergleich mit der Callas. "Ich bin keine Diva", sagte sie einmal, "wenn ich auf die Bühne gehe, bin ich einfach nur ?La Montse' und nicht mehr."

Das war jetzt auch in Bonn zu spüren. "La Montse" wirkt in keinem Augenblick unnahbar, lässt ihren Charme spielen, plaudert und scherzt mit dem Publikum. Dass ihr Ton heute, 45 Jahre nach ihrem Carnegie-Debüt, nicht mehr von derselben überirdisch makellosen Schönheit ist, dürfte wohl niemanden im ausverkauften Haus überrascht haben.

Sie selbst weiß es am besten und hat für ihr Repertoire längst die Konsequenzen gezogen und es ihren stimmlichen Möglichkeiten angepasst. Den Bonner Abend begann sie in ein fliederfarbenes Abendkleid gewandet mit Niccoló Piccinis "Se il ciel mi divide", führte ihn weiter über Arien von Antonio Vivaldi, Vincenzo Bellini, Charles Gounod und Alfredo Catalani, dessen "Canzone egizia" den ersten Teil des Gala-Konzerts beschloss.

Ihre Stimme, die zunächst noch hörbar Schwierigkeiten hatte, die Höhen technisch in den Griff zu bekommen, wurde immer sicherer, der Klang wärmer und runder, vor allem in Gounods "Ni l'or ni la grandeur" aus "Au printemps" gefiel der vokale Klang.

Caballé, die über ein immenses Repertoire verfügt, nahm ihre Zuhörer mit auf eine Reise durch mehr als 200 Jahre Opern- und Gesangsgeschichte, wobei der älteste Komponist der 1675 geborene Barockkomponist Antonio Vivaldi war, der jüngste der 1882 in Sevilla geborene Joaquín Turina. Überhaupt hatten die Spanier in der zweiten Programmhälfte das Sagen.

Nach drei Gesängen von Ruggiero Leoncavallo, darunter die hübsche "Chanson des jeux", konzentrierte sie sich ganz auf ihre Heimat. Vor allem die Stücke der Zarzuela-Komponisten Jeronimo Giminéz und Francisco Asenjo Barbieri gefielen ungemein durch die unverkrampfte Natürlichkeit, mit der die Caballé diese Kompositionen zum Besten gab.

Vor allem Barbieris "Canción de paloma", das sie auch gern mal als Zugabe singt, machte auf unterhaltsame Weise deutlich, dass "La Montse" ganz besonders auch die heitere, dem Leben zugewandte Seite der Musik liebt.

Ihr langjähriger Klavierpartner Manuel Burgueras machte seine Sache am Steinway ausgezeichnet, spielte ausdrucksvoll, mit schönem Anschlag, immer auf die Stimme der Caballé achtend, wobei er sich in der Begleitung des Belcanto-Fachs genauso heimisch fühlt wie bei den spanischen Zarzuelas. Im Zugabenteil blieb das Duo Spanien übigens treu - wenn auch mit der Arie eines französischen Komponisten: Montserrat Caballé sang mit durchaus sinnlichem Timbre die Habanera aus George Bizets "Carmen".

Wie sie anschließend dem begeisterten Publikum augenzwinkernd ihre zweite Zugabe ankündigte, war ganz typisch Montserrat Caballé: "Das ist eine ganz kleine Arie aus einer Zarzuela", sagte sie: "Ganz klein. Ganz kurz. Ganz wenig." Das Publikum verabschiedete die große Sängerin stehend mit Ovationen.

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