Autor aus Bonn Moritz Hellfritzsch veröffentlicht "Das Echo der Schreie"

Bonn · Im zweiten Roman des Bonner Autoren und Filmemachers Moritz Hellfritzsch jagt die Polizei einen Serienmörder. Und das ausgerechnet im beschaulichen Bonn.

Das Cover von "Das Echo der Schreie" kommt netterweise mit einem Warnhinweis: "Regio-Splatter-Krimi-Pulp" steht ganz unten. Und genau das bekommt der Leser: Ermittlungen in einer Mordserie in Bonn und Umgebung, mit Blut, vielen Toten und noch mehr abgetrennten Körperteilen. Ganz wichtig: auf keinen Fall zu Ernst nehmen. Denn die Lösung des Falls liegt in einer ordentlichen Portion Übersinnlichem gepaart mit viel Fantasie.

Dabei beginnt das Ganze harmlos: Die fast-Abiturienten Sebi und André sitzen im Kottenforst -- und kiffen. Gras aus den Niederlanden. Musikalisch stilecht untermalt durch Bob Marley. So weit, so Klischee. Richtig merkwürdig wird es erst, als ein Wolf auftaucht und die beiden durch den Wald jagt. Aber welch Glück: Am Ende ihrer Flucht stoßen sie auf eine riesige Cannabis-Plantage. Jeder Kiffer-Film hat uns gelehrt: Lass die Finger von fremdem Gras. Da haben die beiden aber gerade nicht aufgepasst.

Von hier aus geht es bergab: Sebis Vater, Kriminaloberkommissar Förster, muss den brutalen Mord an einer Familie aufklären. Kurze Zeit später fackelt in Oedekoven eine Scheune samt der darin befindlichen 77-köpfigen Hochzeitsgesellschaft ab. Und plötzlich steht Bonn im Mittelpunkt des weltweiten Medieninteresses. Die flüchtigen Täter werden "die Familienvernichter" getauft. Immerhin finden Förster und sein Partner Jäger schnell heraus, was die ermordeten Familien verbindet: ein Ereignis aus dem Zweiten Weltkrieg.

Spannende Spurensuche

Das Buch ist nach "Die Rückkehr der Hexen" (2017) der zweite Roman des Bonner Autors und Filmemachers Moritz Hellfritzsch ("Thief", "Punk in Bonn"). Da sich laufend neue Hinweise -- und Morde -- ergeben, bleibt Jägers und Försters Spurensuche bis zum Schluss spannend. Hellfritzschs Sprachstil setzt keine neuen literarischen Standards, lässt sich aber leicht und flüssig lesen. Für den aufmerksamen Leser baut der Autor immer wieder Hinweise auf die Identität der Mörder ein, die den Kommissaren aber bis zum großen Finale allesamt entgehen.

Was es mit der anfangs scheinbar unbeteiligten Cannabisplantage auf sich hat, löst sich im Lauf der Geschichte auf. Andere Fragen -- Woher kam der Wolf? Wie konnte Förster ein ausgeschaltetes Handy orten? Warum waren die Täter der Polizei immer einen Schritt voraus? -- bleiben unbeantwortet.

Wer einen logisch hieb- und stichfesten Krimi erwartet, ist hier falsch; wer hingegen nach einer gut erzählten, kurzweiligen Horrorstory sucht, wird auf seine Kosten kommen. Noch ein Warnhinweis: Fans von Happy Ends werden sich nach der Lektüre verzweifelt die Haare raufen. In der Welt des Romans ist der Ausgang der Geschichte aber zumindest schlüssig.

Moritz Hellfritzsch: Das Echo der Schreie. Selbstverlag, 159 S., 6,66 Euro.

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