Münchner Philharmoniker in der Kölner Philharmonie

Die Münchner Philharmoniker spielten unter dem Stab von Lorin Maazel bei der Musiktriennale in der Kölner Philharmonie atemberaubende Klänge.

Münchner Philharmoniker in der Kölner Philharmonie
Foto: Thomas Brill

Köln. Die Münchner Philharmoniker und Christian Thielemann hätten ein echtes Dream-Team werden können.

Der zurzeit populärste deutsche Dirigent hatte das Zeug dazu, namentlich die Bruckner-Affinität des Orchesters neu zu beleben, die nach dem Tod ihres früheren Chefs Sergiu Celibidache vor 14 Jahren deutlich abgeklungen war.

Stattdessen jedoch folgten im vergangenen Jahr Kompetenzstreitigkeiten, Krise, schließlich der Bruch.

Dennoch: Bis 2012 müssen Thielemann und die Münchner sich zusammenraufen, dann erst wird Lorin Maazel, der designierte, gerade achtzig Jahre alt gewordene Nachfolger, sein Amt antreten.

Als Ersatzmann sprang der Maestro aber schon jetzt ein, nachdem Thielemann sich für das Musiktriennale-Gastspiel in der Kölner Philharmonie krank gemeldet hatte. Statt der ursprünglich angekündigten fünften Sinfonie von Anton Bruckner erklang nun die achte.

Mit diesem Werk kennt Maazel sich aus. Zuletzt dirigierte er es auf seiner Abschiedstournee als Chef der New Yorker Philharmoniker unter anderem beim Beethovenfest 2008.

In der bei weitem nicht ausverkauften Kölner Philharmonie zeigte das Orchester aus der bayerischen Landeshauptstadt unter Maazels gewohnt präziser Stabführung, dass es sein Bruckner-Metier beherrscht.

Der Beginn mit den dunkel getönten Motiv, das in den tiefen Streichern erwacht, kam bezwingend geheimnisvoll herüber.

Maazel entwickelte daraus mit wacher Konsequenz den weiteren Verlauf, beleuchtete ausgesprochen sorgfältig die weiteren Themen- und Formkomplexe bis hin zu der sogenannten "Todverkündung" zum Satzende hin, nach der dieses Allegro moderato leise erstirbt.

Doch hier zeigte sich auch die Grenze dieser Interpretation. Denn der existenzielle Abgrund, in den Bruckner hier blicken lässt, tat sich an diesem Abend nicht auf.

Es fehlte dieser gewaltigen Steigerung die letzte tragische Wucht, das Gefühl einer musikalischen Grenzerfahrung.

Doch waren an diesem Abend auch viele großartige Passagen zu hören, wie etwa das markige, ja brutale Scherzo-Thema, das sich mit idyllischen Episoden von biedermeierlichem Liebreiz abwechselt.

Diese atmosphärischen Kontraste wurden in der Interpretation durch die Münchner sehr schön herausgearbeitet. Den unendlich scheinenden langsamen Satz zelebrierten Maazel und das Orchester mit großer Detailliebe, wunderschön vorbereitet etwa wurden die herzergreifenden Harfenepisoden.

Im Finale bringt sich das schwere Blech sozusagen zu einem apokalyptischen Ritt in Stellung, den Maazel mit den Münchnern denn auch ausgesprochen effektvoll inszenierte.

Doch das Finale ist ja viel mehr als ein allein auf äußere Wirkung bedachter Satz, sondern ein monumentales und zugleich hochkomplexes musikalisches Gebilde, dessen Verästelungen und Bezüge Maazel klug nachzeichnete.

Die heftig bejubelte Aufführung hatte sicher noch einige Schwächen, doch ließ sie ahnen, welches Potenzial Orchester und Dirigent für die nähere Zukunft bereithalten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort