Premiere im Kleinen Theater Bonn Munteres Millionenspiel

Bonn · „Nein zum Geld!“ ist eine Komödie, die mit Hintersinn und Tempo unterhält. Das beschert dem Publikum im Kleinen Theater in Bad Godesberg einen unterhaltsamen Abend.

 Ein Millionengewinn löst lebhafte Debatten über dessen Verwendung aus: Szene aus „Nein zum Geld“.

Ein Millionengewinn löst lebhafte Debatten über dessen Verwendung aus: Szene aus „Nein zum Geld“.

Foto: Patric Prager – die Prager Botschaft

Geld wird notorisch überbewertet. Gern wird behauptet, dass es nicht glücklich mache. „Geld ist nicht alles. Aber viel Geld, das ist etwas anderes“, meinte der kluge George Bernard Shaw. Richtig viel Geld hat der junge Architekt Richard im Lotto gewonnen: 162 Millionen Euro! Er müsste also einer der glücklichsten Menschen in ganz Frankreich sein, doch er hat nach reiflicher Überlegung beschlossen, den Gewinn verfallen zu lassen. Diese Entscheidung will er bei einem Abendessen seiner Gattin Claire, seiner Mutter Rose und seinem besten Freund Etienne eröffnen. Richard sagt „Nein zum Geld!“

So heißt auch die 2017 in Paris uraufgeführte Komödie der französischen Schauspielerin, Filmregisseurin und Dramatikerin Flavia Coste. Es ist das dritte Stück der 1973 geborenen Autorin und mittlerweile auch in Deutschland ein großer Erfolg. Im Kleinen Theater hat Hausregisseur Stefan Krause den geistreichen Essay über die Macht des Geldes inszeniert und auch die Bühne gestaltet. Statt des erwarteten Lobes für seine mutige Entscheidung erntet Richard erst Spott, dann Wut. In der bescheidenen Wohnküche des Verehrers der Architekturikonen Le Corbusier und Frank Lloyd Wright mit entsprechenden Fotos an der Wand erhebt also bald der „Gott des Gemetzels“ sein drohendes Haupt, auch wenn Costes Dialoge nicht ganz die bissige Eleganz der Bühnentexte von Yasmina Reza erreichen.

Unverhoffter Reichtum und erwartbarer Streit

Marcus Abdel-Messih spielt bei seinem Debüt im Kleinen Theater den sympathischen Lebenskünstler Richard, der mit seiner prekären Existenz recht zufrieden ist und die Liebe seiner Angehörigen über alle monetären Erfolge stellt. Richard hat nur im Andenken an seinen verstorbenen Vater heimlich gewettet und regelmäßig auf das Hochzeitsdatum seiner Eltern gesetzt. Bei einer statistischen Chance von Eins zu rund 140 Millionen auf das Knacken des Jackpots erschien das gefahrlos und eher als Einblick in seine psychische Verfassung.

„Mein Hochzeitsdatum!“ erklärt dann auch flugs die Mama zur Rechtfertigung ihrer Ansprüche. Heike Schmidt gibt hinreißend komisch die lustige Witwe. Frank Baumstark spielt gewitzt den Freund, kurz vor der Pleite stehenden Arbeitgeber und politischen Netzwerker. Was hätte man alles machen können mit dem vielen Geld? Beispielsweise endlich Richards bahnbrechendes Projekt der überschwemmungssicheren Seniorenwohnungen auf Pfählen realisieren. Leonie Houber als Claire, die als Französischlehrerin den Lebensunterhalt für sich und Richard verdient, mimt die verständnisvolle Gattin, bis sie an der Kühlschranktür den „Glücks-Schein“ findet. Der ist noch wenige Stunden gültig. Aus dem „hätte, könnte, sollte“ wird plötzlich eine veritable letzte Aussicht.

Mordlustige Bündnisduette

Während Richard zunehmend verstummt, greift der Rest allmählich zu Höherprozentigem aus der Hausbar und geht zum Frontalangriff über. Damit die mordlustigen Bündnisduette und -trios dramaturgisch funktionieren, muss dabei immer jemand zur Toilette oder sonstwie vom Schlachtfeld. Wie weit die drei Gefechtspartner beim Kampf um die fette Knete gehen und ob Richard das überlebt, erfährt man in kurzweiligen eindreiviertel Stunden (inkl. Pause). Mit einigen Bravi durchsetzter, herzlicher Premierenapplaus.

Nächste Vorstellungen am 4./5./7.12. jeweils um 19.30 Uhr, sonntags auch um 15.30 Uhr. Auf dem Spielplan fast täglich bis zum 31.12. Karten u. a. bei Bonnticket. Für den Einlass gilt die aktuelle 2G-Regel.

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