Gemeinsame Ausstellung Museen der Uni Bonn widmen sich Kleopatra VII.

Bonn · Mit ihrer gemeinsamen Ausstellung "Kleopatra VII. - Die wohlvertraute Unbekannte" wollen das Akademische Kunstmuseum und das Ägyptische Museum nicht in Konkurrenz zur Bundeskunsthalle mit der dort präsentierten "Ewigen Diva" treten, also nicht die mythische, immer wieder um ihrer posthum attestierten weiblichen Reize und erotischen Ausstrahlung willen berühmte Frau würdigen.

 Gipsabguss eines Marmorporträts der Kleopatra.

Gipsabguss eines Marmorporträts der Kleopatra.

Foto: Museum

Andreas Blasius, Kurator dieser beiden Universitätsprojekte, verfolgt vielmehr die Darstellung der letzten Königin des Ptolemäerreiches aus der antiken Sicht ihrer eigenen Vergangenheit und Gegenwart. Man könnte fast von Zeitzeugenschaft reden. Den so genannten Parallelbiografien des griechischen Philosophen und Schriftstellers Plutarch, speziell der Biografie Marcus Antonius', sind etliche Überlieferungen zu verdanken.

Hier wie dort empfängt Kleopatra die Besucher im Porträt, präsentiert in Gipsabgüssen nach einem zeitgenössischen Marmorbildnis Kleopatras, die als makedonische Königin, letztlich in der Nachfolge Alexanders des Großen, und ägyptische Pharaonin als weit gereist, vielsprachig und politisch zielstrebig gilt.

Mit einiger Sicherheit vermittelt der Kopf ein realistisches Bild. Es zeigt ein klares Gesicht mit offenen - ehemals aufgemalten - Augen. Die große Nase könnte sie, die "Philopator", die Vater Liebende, durchaus von Ptoloemaios II. geerbt haben. Über einem Kranz winziger Löckchen, die man als Zeichen modischer Extravaganz deuten kann, trägt sie die im Nacken geknotete aktuelle Melonenfrisur, in der ihr Herrscherdiadem liegt.

Vor einer ästhetisch gelungenen grafischen Wiedergabe der Tempelreliefs von Dendera entfaltet sich im Akademischen Kunstmuseum eine zweiteilige Porträtgalerie hellenistischer Herrscher und römischer Potentaten: auf der einen Seite beispielsweise die klassisch idealisierte Königin Arsinoe II., auf der anderen Kaiser Augustus, veristisch. Wie ergänzende Münzporträts dienten diese plastischen Bildnisse der weit im Reich verbreiteten Propaganda.

Zur Herrscherpräsentation wusste Kleopatra sehr wohl ihre politische Doppelrolle, und zwar in mythischer Überhöhung, zu nutzen. Denn sie ließ sich als Göttin Isis mit dem Horusknaben und als Göttin Aphrodite mit dem kleinen Eros feiern, wobei die bildlichen Wiedergaben dieser Kulte folgerichtig den ägyptischen und den hellenistischen Stil aufgreifen - zu sehen im Ägyptischen Museum.

Plutarch zufolge sind Kleopatra und ihr Geliebter Marcus Antonius, durchaus werbewirksam, als Aphrodite und Dionysos aufgetreten. Sie folgten einer Tradition von Gottkönigen, die in der Ausstellung etwa durch Ptolemaios III. Energetes I. in der Rolle des Hermes belegt ist.

Das Ägyptische Museum hebt noch einmal die changierenden Aspekte Kleopatras hervor, die auch als höchste Isis-Priesterin auftrat. Die kalksteinerne Statuette einer Standschreitfigur mit ägyptischem Rückenpfeiler und griechischem Mantel betont allerdings eher den bereits aufgekommenen Misch- oder Dekadenzstil der ausgehenden Ptolemäerzeit, der sich auch in der Grabkultur beobachten lässt.

Auf einem stattlichen, polychrom gefassten Sarkophag erscheinen zwar noch die alten Totengötter; die den gebräuchlichen Texten vorbehaltenen Stellen aber bleiben frei. "Worte sprechen durch Osiris", heißt es auf der Grabstele einer Unbekannten; die Worte selbst aber fehlen.

Unter solchem Mangel wird Kleopatras Grab nicht gelitten haben, wie man Plutarch entnehmen kann: "Obgleich Caesar (gemeint ist Augustus) über den Tod der Frau Wut empfand, so doch auch Bewunderung für ihre hohe Gesinnung, und so ließ er ihren Leichnam neben Antonius prunkvoll und königlich beisetzen."

Bis 6. Oktober; Akademisches Kunstmuseum, Die bis Fr 15 -17, So 11-18 Uhr; Ägyptisches Museum, Die bis Fr 13 -17, Sa und So 13- 18 Uhr

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