Alternativprogramm für Besucher Museen in Bonn und der Region arbeiten mit Onlineangeboten

Bonn · Von Arp bis Kunstmuseum: Ausstellungshäuser der Region rufen sich mit originellen Onlineangeboten in Erinnerung und bieten ein paar Möglichkeiten für Kultur auf dem Sofa.

Hinter den Kulissen: Antje Janssen, seit 2006 leitende Gemälderestauratorin am Kunstmuseum Bonn, berichtet auf Facebook über die Tücken ihres Metiers.

Hinter den Kulissen: Antje Janssen, seit 2006 leitende Gemälderestauratorin am Kunstmuseum Bonn, berichtet auf Facebook über die Tücken ihres Metiers.

Foto: kliemann

Man merkt es natürlich, dass sie gewöhnlich nicht im Rampenlicht stehen, aber gerade das macht auch den Charme aus, wenn Julia Friedek und Antje Janssen, Barbara Weber und Stefan van der Koelen über ihre Arbeit im Kunstmuseum Bonn sprechen. Friedek ist für das Veranstaltungsmanagement zuständig, Chefrestauratorin Janssen stellt einen aktuellen Fall vor, auch Barbara Weber, Registrar, und der Galeriefacharbeiter van der Koelen erzählen über die Arbeit hinter den Kulissen. „Kunstmuseum bis voraussichtlich bis zum 3. Mai geschlossen“, liest man auf der Homepage.

Für Intendant Stephan Berg und sein Team kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Auf allen möglichen Kanälen, via Facebook, Vimeo und Instagram schickt das Haus, wie viele andere Institutionen in der Region Wir-sind-noch-da-Botschaften  ins Netz und zu den Kunstfreunden. Alle machen mit.  Berg selbst etwa spricht über eines der letzten Bilder von Martin Noël, dessen Retrospektive nach der Eröffnung nur wenige Tage lief. Inzwischen ist auch der lesenswerte Katalog zu dieser „Geisterausstellung“ in der Edition Cantz  erschienen, der große Lust auf die Wiedereröffnung der Noël-Schau macht.

Barbara Scheuermann widmet sich einzelnen Werken von Candice Breitz, deren hervorragende Ausstellung auch nur kurz lief, bevor der Corona-Lockdown zuschlug. Volker Adolphs, der stellvertretende Direktor, redet in einem Clip über Werke von Max Ernst aus der Sammlung Wilfried und Gisela Fitting und wie „die Fantasie zum Motor der Bilder wird“. Auch zur Fitting-Sammlung ist ein hervorragender Katalog bei Wienand erschienen. Das Angebot des umtriebigen Kunstmuseums ist damit noch nicht erschöpft. Für die kleinen Besucher hat Sabina Leßmann Anregungen, Frank Bölter gibt einen Origami-Kurs, virtuelle Atelierbesuche bei Viktoria Binschtok und Ingo Meller machen Appetit auf die neue Sammlungspräsentation „Nur nichts anbrennen lassen“.

„Kapitalisten“ in der Bundeskunsthalle

Die  Bundeskunsthalle ist für ihre hochprofessionell gemachten, gut geschnittenen und vertonten Filme  bekannt, die seit vielen Jahren unter dem Titel „Behind The Art“ das Ausstellungsprogramm begleiten. Dass einer dieser Filme einmal eine Ausstellung ersetzen würde, wäre früher kaum vorstellbar gewesen. Bis Corona. Am 12. März wurde die Schau „Wir Kapitalisten“ eröffnet. Einen Tag später wieder geschlossen. Zwei Filme, ein Überblick von Henriette Pleiger und Wolfger Stumpfe und eine 27-minütige Führung zeigen nun immerhin, worum es in der sehenswerten Schau geht.

Die große Beethoven-Schau haben viele Menschen gesehen, aber die letzten fünf Wochen Laufzeit bis zum 26. April hatte sie  kein Publikum. Was bleibt, ist der Film mit Kuratorin Agnieszka Lulinska und ein weiterer Beitrag: „Beethoven Barrierefrei“.

„#GeschichteFürZuhause funktioniert“, vermeldet die  Stiftung Haus der Geschichte, die sich über 2,5 Millionen digitale Besuche im Monat freut. Seit der Schließung der Museen gebe es deutlich gesteigerte Zugriffszahlen. Das Angebot ist seht attraktiv. So zeigen Mitarbeiter der Stiftung auf Facebook ihre privaten Sammlungsstücke unter „#MuseumAtHome“. Gegenwärtig entsteht das Format „Zeitgeschichte(n) – Der Museumspodcast“, ab  Mai sollen zehn Folgen ins Netz gehen. Der Renner in Corona-Zeiten ist das Geschichtsportal „Lebendiges Museum Online“ (LeMO). Unter den sozialen Medien hat sich Twitter als meist frequentierter Kanal erwiesen. „Das Digitale war schon vor der Corona-Krise ein zentraler Baustein unseres Angebots als modernes Museum.“, erläutert Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung Haus der Geschichte. „Wir sind daher gut vorbereitet und freuen uns, unseren Besucherinnen und Besuchern im Sinne von #ClosedBut­Open etwas anbieten zu können, was den Kontakt zu unseren Museen auch in diesen schwierigen Wochen schafft.

Museum für Zuhause

Beim LVR-Landesmuseum grüßen die Mitarbeiter aus dem Homeoffice und öffnen über ihre Homepage und Soziale Medien ein „Museum für Zuhause“. Das reicht von Themenpaketen in einfacher Sprache, etwa „Ein Tag in der Altsteinzeit“ bis zu  kleinen Filmen wie der  informative Clip „Kunst – was ist das und wie geht das?“ Viel interessanter Stoff also für die Quarantäne-Zeit. Insbesondere für jüngere Forscher ist auch das Online-Programm des Museums Alexander Koenig attraktiv: Wie man selbst eine Sammlung anlegt, was es mit dem „charmanten Grinsen“ des Tyrannosaurus Rex auf sich hat, das erfährt man auf der Homepage des Museums.

Um diese Jahreszeit herum pflegten wir sonst auf der Loggia des Bahnhofs Rolandseck eine feine Kleinigkeit zu essen und einen guten Wein zu trinken. Aber auch das Bistro Interieur No. 253 im Rolandsecker Arp-Museum hat Corona-bedingt zu. Da freut man sich über die Botschaft von Chef Nic Herbst auf der Museumshomepage, man könne bestellen und im „Gelben Wagen“ vor dem Bahnhof sein Essen abholen. Das Museum selbst bietet unter dem Hashtag #arpalleinzuhaus ein überaus attraktives Filmprogramm mit Führungen etwa durch die Dalì-Ausstellungen, einer Rallye rund um das Museum und schönen Mitarbeiterporträts. Insgesamt ein sehr engagiertes Programm mit einem Geständnis des Museumschefs Oliver Kornhoff im leeren Arp-Neubau: „Wir vermissen unser Publikum.“ Dem wird es nicht anders gehen.

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