Museum Burg Wissem zeigt Kölner Künstler Lutz Fritsch

Entdeckungsreise bis zum Horizont - Skizzen, Fotos und Künstlerbücher

Museum Burg Wissem zeigt Kölner Künstler Lutz Fritsch
Foto: Fischer

Bad Honnef. Seine Skulpturen setzen Akzente im öffentlichen Raum, im urbanen Umfeld oder in der Natur. Mit "Rheinorange", einer 25 Meter hohen Stahlplastik, markierte der Kölner Bildhauer, Zeichner und Fotograf Lutz Fritsch die Mündung der Ruhr in den Rhein bei Duisburg. Die weithin sichtbare Landmarke setzt in vielerlei Hinsicht Zeichen: Sie strukturiert die Flusslandschaft, bringt Industrie und Kunst zusammen und definiert Größenverhältnisse neu.

Diese plastische Arbeit aus dem Jahr 1992 zeigt auf exemplarische Weise, worauf es dem Künstler ankommt: Durch seine Eingriffe in die Umgebung verändert er Räume, definiert sie neu und macht sie bewusst erlebbar. Die Skulptur und der sie umgebende Raum wirken zusammen und bilden gemeinsam das künstlerische Werk. Der Ausgangspunkt ist für Lutz Fritsch immer die Linie, die Formen und Flächen bildet, die Räume begrenzt und Beziehungen herstellt.

Das weiße Papier ist der erste undefinierte Raum, in dem die Linie sich entfalten darf: In unzähligen Skizzenbüchern forscht der Künstler ihr nach, entwickelt dabei Ideen und Visionen, sammelt bildnerische Erfahrungen, archiviert Gedanken und testet räumliche Verhältnisse aus. Dieser weniger bekannten Seite des Künstlers widmet sich das Troisdorfer Museum Burg Wissem in der Reihe "Künstlerbücher". Die Ausstellung "Seite für Seite, Raum für Raum" zeigt zum einen eine Auswahl seiner Skizzenbücher, die den Charakter bildnerischer Notizbücher haben, zum anderen Unikatbücher und gedruckte Künstlerbücher, die eine eigenständige Werkgruppe bilden.

Mit ganz unterschiedlichen Mitteln nähert sich der Künstler seinen Motiven: Er kombiniert Fotografie, Malerei, Zeichnungen und Schrift, um den Bedingungen von Form, Farbe und Proportionen auf den Grund zu gehen. Die Bücher, die dabei entstehen, sind ganz unterschiedlich: klein- und großformatig, zusammengeheftet oder gebunden, Fritsch zeichnet im Schulheft und im Ringbuch, auf dickem oder dünnem Papier, mit Bleistift oder Kreide. Transparente Seiten lassen Durchblicke zu, spontane Entwürfe stehen neben durchkalkulierten Kompositionen und komplexen Versuchsanweisungen, und immer wieder setzt er farbige Akzente.

In einem Skizzenbuch aus dem Jahr 1991 probiert Fritsch aus, wie eine Linie und ein Farbfeld einen Raum verändern können. "Im Spannungsfeld von dem Hier und dem Da" kommentiert er einen malerisch akzentuierten Entwurf zweier Skulpturen, die im Dialog miteinander stehen. Fritsch setzt Formen miteinander in Beziehung, spielt mit Nähe und Ferne. Ganz eigenständige Werke sind die Unikatbücher: Formen werden fantasievoll arrangiert und spielerisch kombiniert. Schwarze Rechtecke tummeln sich auf Notenlinien, Linien spielen Horizont oder durchkreuzen wie Blitze das Zeichenblatt.

Im Künstlerbuch "Zu Wasser und zu Lande"fördert der fotografische Blick durch Häuserschluchten Himmelsstreifen und geometrische Farbfelder zu Tage. Die 1994 auf seiner Fahrt an Bord des Forschungsschiffes "Polarstern" entstandenen Aquarelle vom Packeis der Antarktis hat Fritsch im Künstlerbuch ANT XII-2 zusammengefasst. Hier wird er zum Maler, der Emotionen zulässt. Die Gebilde aus Eis schweben im Nichts, Linien und zarte Farbfelder lassen Kanten und Dreidimensionalität entstehen: Die Sehnsucht nach einer Landschaft wird greifbar.

Museum Burg Wissem, Troisdorf, Burgallee 1; bis zum 25. Mai, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 11 bis 17 Uhr.

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