Museumsmeilenfest in Bonn lädt noch bis Sonntag ein

Bonn · Noch bis Sonntag lädt das Museumsmeilenfest in Bonn dazu ein, Kunst auf vielfältige Weise zu erleben. Zum Beispiel auf dem Museumsplatz, den Michel Majerus mit seiner Halfpipe-Skulptur zum Kunst-Spielplatz verwandelt hat.

"Es macht einfach irrsinnigen Spaß, sich einen ganzen Tag lang mit Kunst zu beschäftigen“, sagt Lena Kaufmann aus Köln lachend und ergänzt, „auch wenn es vielleicht gar keine Kunst ist.“ Mit ihrem Lebensgefährten Simon bewegt sie sich sprichwörtlich seit Stunden zwischen Bundeskunsthalle und Kunstmuseum. Aktiv auf dem Skateboard, weil sie davon hörte, dass eine 40 Meter lange Halfpipe-Skulptur von Michel Majerus den Bonner Museumsplatz zum Skater-Mekka machen würde. „Klappt nicht so ganz“, kam als Kritik.

Die Begründung dazu wurde vor Ort schnell ersichtlich: Völlig begeistert kletterten und rutschten unzählige Kleinkinder auf den halbrunden Wänden der Halfpipe, die damit für Skater kaum noch zu benutzen war. Vielleicht hat das der Künstler mit dem dort in riesigen Lettern aufgebrachten Satz „f*** the intention of the artist“ auch gemeint.

Kaum zu missachten war dagegen die Absicht von Carsten Höller. Auf seiner knapp 14 Meter hohen Rutschbahn vom Dach der Bundeskunsthalle auf den Museumsplatz achteten die Aufsichtspersonen sehr genau darauf, dass die meist jungen Rutscher die 35 Meter lange Röhre ausschließlich diszipliniert durchrauschten. Zusammen mit dem „Circular Appearing Room“, dem Wasserpavillon von Jeppe Hein, werden die drei Open-Air-Installationen der am Donnerstag zum Museumsmeilenfest eröffneten Ausstellung „The Playground Project“ den meisten Besuchern als die Attraktionen vom Museumsmeilenfest 2018 in Erinnerung bleiben. Vor allem denjenigen, die mit ihren Kindern einen glücklichen Nachmittag inmitten des Kunst-Spielplatzes zwischen den Museen verbringen.

Nachdenklich stimmte Silke Wethmar aus Meckenheim eine der Objektbeschreibungen am Wasserpavillon, wo ihre Kinder mit den auf und absteigenden Fontänen johlend um die Wette liefen. „Man hat das Gefühl, dass die Erklärungen etwas ‚aus den Fingern gesogen‘ sind“, sagte sie, „aber es ist toll, dass die Kunst hier für Kinder erlebbar gemacht wird“.

In Kunstmuseum und Bundeskunsthalle wird gefeiert

Dass dies nicht nur für Kinder der Fall ist, erfahren die Besucher schnell, wenn sie sich mit den aktuellen Ausstellungen und den besonderen Attraktionen der fünf beteiligten Museen beschäftigen. Eine Fülle, die sich kaum noch an diesem Wochenende bewältigen lässt. Nicht nur die zeitgenössische Kunst, die neben den Dauerausstellungen rund um den Museumsplatz zu sehen ist, sondern auch naturwissenschaftliche Erkundungen im Park und den Ausstellungsräumen des Forschungsmuseums König oder auch multimediale Zeitreisen im Haus der Geschichte sind möglich, wo „Deutsche Mythen seit 1945“ im Vordergrund stehen.

Selbst experimentieren und konstruieren lässt sich darüber hinaus auch im Deutschen Museum an der Ahrstraße. Dort spricht man von „besonderen Gästen“, die zurzeit das Technikmuseum bevölkern: Sie sind nur wenige Zentimeter hoch, aus buntem Plastik und abwaschbar. Generationen haben mit den Lego-Figuren und -bausteinen gespielt. Jetzt können die Eltern ihre bis zu zehn Jahre alten Kinder „Mit Pfiffikus durchs Technikland“ schicken während sie selbst an einer Führung durch das Haus teilnehmen.

Führungen und Eintritte in alle Häuser auf dem Museumsmeilenfest sind an diesem Wochenende frei. Nur für die Samstagnacht, die als „Kunstnacht“ im Kunstmuseum und in der Bundeskunsthalle sowie auf dem Museumsplatz gefeiert wird, werden 10 Euro fürs Kombiticket fällig. Von 19.30 bis 24 Uhr heißt es dort „Tanz dich in den Kunstkosmos“. Neben Speedführungen durch die sieben aktuellen Ausstellungen der Häuser wird Livemusik vom Falafel Pop (Kayam) über Fusion (Rich’n’Clear) bis zum Solo-a-capella von Dad’s Phonkey geboten. Es wird „Late Art Workshops“ mit artistischen Spieleinlagen („Play With Me“) und ein XXL-Bonn-Memo im Kunstmuseum geben. „Do It Yourself“ verspricht im Kunstmuseum „Malerei als Experiment“.

Dort kommen in der Kunstnacht auch Highlights aus der Videosammlung zur Aufführung, während in der Bundeskunsthalle legendäre Performances von Marina Abramovic zu sehen sein werden. Wem von all den Eindrücken auf dem Museumsmeilenfest der Kopf brummt, dem sei die partizipative Arbeit „Counting The Rice“ von Abramovic empfohlen, wobei es sich um eine für die Besucher offene Übung handelt, bei der an einem langen Tisch Reiskörner und Linsen gezählt oder sortiert werden können. Auf diese Weise sollen Ruhe, Konzentration und Achtsamkeit entstehen. Eine Performance, die sich nach forderndem Kunstgenuss auch für die Zeit nach dem Museumsmeilenfest anbietet.

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