Festival „Acht Brücken“ in Köln Musik im Kopf

Köln · Das Kölner Musikfestival „Acht Brücken“ widmet sich im Frühjahr dem Gedächtnis und dem Vergessen. Und auch die Beatles kommen zu Ehren.

 Django Bates will an „Sgt. Pepper“ erinnern.

Django Bates will an „Sgt. Pepper“ erinnern.

Foto: Ben Knabe

„Wir sind natürlich mal wieder optimistisch“, verkündete Lou­wrens Langevoort am Mittwoch im Foyer der Kölner Philharmonie bei der Vorstellung des Programms zur diesjährigen Ausgabe des Musikfestivals „Acht Brücken“. Nachdem in den vergangenen zwei Jahren coronabedingt Konzerte abgesagt, verschoben oder in den virtuellen Raum des Internets verlegt werden mussten, sollen Musiker und Künstler ab dem 29. April wieder zehn Tage lang an verschiedenen Orten der Stadt ihr Publikum begeistern.

„Ein Konzert ist etwas, das man live und zusammen erleben muss“, ist der Festivalleiter und Philharmoniechef Lange­voort überzeugt. Mit dabei sind das WDR Sinfonieorchester und das Gürzenich Orchester, aus Amsterdam kommt das Concertgebouworkest sowie zahlreiche weitere Enembles und Solisten wie das Ensemble Resonanz oder das Sun Ra Arkestra. Die Bochumer Symphoniker nähern sich Charles Ives unvollendetem Mammutprojekt „Universerse Symphony“. Und Django Bates verneigt sich zusammen mit der hr-Bigband vor dem „Sgt. Pepper“-Album der Beatles.

Das Festival als Forschungslabor

Wie immer folgt das Festival, das sich traditionell der zeitgenössischen Musik in allen erdenklichen Spielarten widmet, einem festen Motto. In diesem Jahr klingt es fast ein wenig medizinisch: „Musik Amnesie Gedächtnis“. Und so darf man das Festival als eine Art Forschungslabor betrachten. Langvoort bewundert das Gehirn als das Organ, „das immer funktioniert, das man nicht ausschalten kann“. Wie es auf Musik reagiert und mit ihr interagiert, ist dabei eine wichtige Fragestellung.

Antworten soll zum Beispiel die Musik des New Yorkers Morton Feldman (1926-1987) geben, der im Fokus der diesjährigen Festivalausgabe steht. Seine Musik ist unter anderem bekannt für ihre Längen. Eine Aufführung seines zweiten Streichquartetts kann schon mal bis zu fünfeinhalb Stunden dauern: eine Herausforderung für jedes Gehirn. Deutlich knapper fällt sein Klavierstück „For Bunita Marcus“ aus, das die Widmungsträgerin selbst am 2. Mai frühmorgens um acht im Kunst-Salon Sankt Peter spielen wird. Und das Concertgebouw­orkest folgt im Rahmen seines Gastspiels am 7. Mai mit einer Aufführung von Feldmans „Coptic Light“, bei dem 106 Orchestermusiker sanfte Unisonoklänge produzieren.

Das reichhaltige Programm wird ergänzt durch Veranstaltungen wie „Symposion“, einem fünfstündigen „Rausch in acht Abteilungen“ mit dem Klangforum Wien in Köln-Mülheim. Sehr angetan von dem Festival ist Kölns neuer Kulturdezernent Stefan Charles. Sein Kommentar wirkt beruhigend: „Mir ist es ein persönliches Anliegen, dass wir das Festival auch nachhaltig sichern und weiterentwickeln können.“

Programm und Tickets: achtbruecken.de

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