Laia Genc im Antiquarius Musikalische Intelligenz

Bonn · Sie gilt als Grenzgängerin zwischen Modern Jazz und zeitgenössischer experimenteller Musik. Die Pianistin Laia Genc, geboren 1978 in Berlin, war jetzt mit ihrem Trio "Liaison Tonique" in der Bonner Buchhandlung Antiquarius zu Gast mit überwiegend selbst komponierten Stücken.

Mit ihrem leise poetischen Werk "Talisman" verzauberte sie gleich zu Beginn das zahlreich erschienene Publikum. Bei dem vielfarbig schillernden "Indeed" setzte der brillante Schlagzeuger Etienne Nillesen durchaus humorvolle Akzente zum Bassfundament von Markus Braun.

Raffiniert rhythmisierte Landschaftsbilder evozierten die drei bei dem von einer Australientournee angeregten "Poles apart", bevor sie mit "Cube" ein aleatorisches Würfelspiel wagten wie später auch noch einen improvisierten musikalischen Drahtseilakt, zu dem der französische Seiltänzer Philippe Petit, der 1974 zwischen den New Yorker Twin Towers in luftiger Höhe illegal herumbalancierte, die Inspiration lieferte.

Charmant moderiert hat Laia Genc die virtuosen musikalischen Flugnummern des gut zweistündigen Programms selbst. Und einmal auch selbst gesungen bei ihrer zutiefst berührenden Reminiszenz an ihre 2012 gestorbene deutsche Großmutter. Bei diesem zärtlichen Liebeslied an eine alte Frau werden "Your Hands in mine" auf dem Klavier so lebendig, dass der Abschiedsschmerz neue Energie hervorruft.

Eine wunderbar bodenständige Hommage an die inzwischen wieder in Istanbul lebende türkische Großmutter folgte. Mit einer nachdenklichen neuen Jazz-Trio-Version der eigentlich für eine klassische Kammermusik-Besetzung komponierten sprachlosen Vertonung des Franz von Assisi zugeschriebenen Gebets "Mach mich zum Werkzeug deines Friedens" entließ Genc das Publikum in die Pause.

Mit "This Room" von der bayrischen Popband "The Notwist" sorgte sie danach wieder für muntere Stimmung zwischen alten Büchern und frischem Sound und vertaktete mit aberwitzigen Pianoläufen zum Schluss köstlich unverschämt ihr "Sechs nach neun in der Filmbar" zu großem Kino. Verdienter stürmischer Beifall für eine sensible musikalische Intelligenz, die Lust auf mehr macht. Zum Beispiel auf Céline Rudolph, 2010 mit dem renommierten "Echo Jazz" als beste Sängerin ausgezeichnet, die am 21. März im Bonner Antiquarius auftritt.

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