Billy Idol im Kölner Tanzbrunnen Musikalische Postkarten aus der Vergangenheit

KÖLN · Die spöttisch hochgezogene Oberlippe und sein blondierter Stachelhaarschnitt waren sein Markenzeichen. Billy Idol glaubte immer, ein rotziger Punk zu sein, dabei glich seine Musik sowie Attitüde in den Achtzigern eher der eines Popstars.

 Physisch und musikalisch fit: Billy Idol in Köln.

Physisch und musikalisch fit: Billy Idol in Köln.

Foto: Thomas Brill

Vor rund 5500 Fans im Kölner Tanzbrunnen zelebrierte der 59-jährige Sänger einen wunderbaren Sommerabend, beseelt von musikalischer Rückbesinnung. Im vergangenen Jahr hat Billy Idol nicht nur seine Autobiografie, sondern nach acht Jahren musikalischer Pause mit "Kings & Queens of the Underground" ein neues Album veröffentlicht.

Aber das Neue ist bei den Fans eher von untergeordnetem Interesse, und natürlich weiß Idol das auch. Er entscheidet sich für den Konzertstart mit "Postcards of the Past" zwar für einen neuen Song, legt inhaltlich die Weiche jedoch deutlich in Richtung Vergangenheit um.

Mit dem folgenden "Cradle of Rock" kommen dann die älter gewordenen Fans der einstigen Generation MTV in Stimmung, und viele tanzen sich zwischen begeistert und entrückt zurück in die eigene Vergangenheit. Es folgen weitere durchweg bejubelte Klassiker wie "Flesh for Fantasy", "Sweet Sixteen", bei dem der Mesiter selbst zur akustischen Gitarre greift, "Eyes Without a Face" oder das begeistert mitgesungene "Rebel Yell". Einen besonders großen Begeisterungssturm entfachen die zwei Generation-X-Songs "Dancing with Myself" sowie "Ready Steady Go".

Aber die Fans sind nicht nur restlos begeistert, sondern sie staunen auch nicht schlecht über die physische Fitness sowie die gesangliche Vitalität des Ex-Junkies, den man schon fast abgeschrieben hatte. Seine Band, allen voran sein persönlicher Schutzengel Steve Stevens an der Gitarre, sorgen für einen druckvollen Sound, der einst als Mischung aus Punk und Metal durchging, heute aber einfach nur noch Pop ist.

Aber von der Sorte, die noch immer mit Überraschungen aufwartet. "White Wedding" war mal ein Muss auf jeder nicht ganz so spießigen Hochzeitsparty. Heute sind die Ehen meist wieder geschieden, doch der Song taugt noch immer als Höhepunkt einer erstklassigen Nostalgie-Show.

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