Musikalischer Gruß an die Himmelskönigin

Bonner Kammerchor und Guido Schiefen in der Remigius-Kirche in Bonn

Bonn. "Tristis est anima mea": Mit Motetten zur Passion bot der Bonner Kammerchor unter Peter Henn in der voll besetzten Remigius-Kirche ein eindrucksvolles geistliches Programm, an dem auch der renommierte Bonner Cellist Guido Schiefen seinen Anteil hatte.

Der Abend begann mit dem teilweise noch recht archaisch erscheinenden "Ave regina coelorum" von Guillaume Dufay und setzte sich fort mit drei großartig-expressiven, stark von überraschenden harmonischen Wendungen geprägten Responsorien der Karwoche von Carlo Gesualdo die Venosa: "Tristis est anima mea", "Tenebrace factae sunt" und "Caligaverunt oculi mei". Unter Henns so genauer wie beredter Führung zeigte der Bonner Kammerchor einmal mehr seine Intonationssicherheit und Einsatzpräzision, seine dynamische Flexibilität, Klangschönheit und Ausdruckskraft.

Nicht minder tat er dies bei Sven-David Sandströms mit dissonanten Schärfungen angereicherten Bearbeitung von Henry Purcells "Hear my prayer, o Lord". Und er überzeugte genauso auch bei einer echten Rarität, der "Stabat mater"-Vertonung für Kammerchor und Violoncello des schwedischen Komponisten Knut Nystedt. Das Werk, das von ausdrucksvollen Cello-Soli eingeleitet, interpunktiert und beendet wird, arbeitet viel mit wechselnd einstimmigen oder Tutti-Unisono-Passagen, die nicht selten altertümlich responsorialen Charakter tragen, und ist auch in seinen mehrstimmigen, klanglich sehr anspruchsvollen Abschnitten von großer Expressivität.

Guido Schiefen hatte zuvor sein immer wieder beeindruckendes Tonbildungs- und Gestaltungsvermögen schon mit Auszügen aus Bachs Solo-Suite Nr.5 c-Moll BMV 1011 demonstriert, mit ebensoviel Emphase wie Subtilität (etwa bei der Sarabande) gegen eine die raschen Bewegungsformen doch etwas beeinträchtigende Hall-Akustik anspielend. Schiefen hatte dann auch mit einer weiteren, wunderschön sanglich ausformulierten Bach-Sarabande das Zugaben-Schlusswort des Abends.

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