Konzert in Sankt Marien Musikalisches Glaubensbekenntnis des Philharmonischen Chors

BONN · Majestätische Klangfülle: Der Chor der Stadt Bonn und das Orchester Concerto con Anima sowie die Solisten Christiane Oelze, Alison Browner, Martin Nyvall und Klaus Mertens haben Edward Elgars "The Kingdom" aufgeführt.

"Was soll daraus werden?... Ist es doch, als ob man in einer Opera-Comödie wäre..." Was hätte der Musikschriftsteller Christian Gerber, der dies über die Matthäus-Passion seines Zeitgenossen Johann Sebastian Bachs geschrieben hat, wohl erst zu dem Oratorium "The Kingdom" op. 51 (1906) von Edward Elgar gesagt?

Ein Oratorium in fünf Szenen mit Vorspiel - so der Untertitel -, ein Libretto, das ausschließlich aus Bibelzitaten besteht und keine freie Nachdichtung enthält, sowie eine hochromantische Musik, die erkennbar von Richard Wagner inspiriert ist: Deutet das nicht alles auf eine Oper hin?

Vordergründig vielleicht, aber Elgars Komposition ist darüber hinaus ein sehr persönliches musikalisches Glaubensbekenntnis, und diesem Aspekt wurde die Aufführung des Oratoriums durch den Philharmonischen Chor der Stadt Bonn, das Orchester Concerto con Anima und die Solisten Christiane Oelze (Sopran), Alison Browner (Mezzosopran), Martin Nyvall (Tenor) und Klaus Mertens (Bass) unter der Leitung von Thomas Neuhoff am Samstag in Sankt Marien in besonderem Maße gerecht.

Im Mittelpunkt des Oratoriums stehen inhaltlich das Pfingstereignis und die Entstehung der Urkirche. Bereits mit dem fulminanten Vorspiel setzt Elgar ein Zeichen: Majestätische Klangfülle entfaltete sich in Sankt Marien und stimmte auf den dramatischen Gestus des Werkes ein. Die Kirche nahe dem Frankenbad - übrigens bis auf den letzten Platz besetzt - wirkte an manchen Stellen fast zu klein für den großen romantischen Klangkörper, den dieses Oratorium verlangt.

Und so mag es auch zum Teil den akustischen Verhältnissen des Kircheraumes geschuldet gewesen sein, dass die Texte des Chores zu Beginn nicht immer deutlich verständlich waren. In späteren lyrischen Passagen war dann aber zu hören, dass die bestens präparierten Sänger deutlich artikulierten.

Die Solisten meisterten ihre anspruchsvollen Partien mit Bravour: Christiane Oelze beeindruckte mit geschmeidigem und zugleich kraftvollem Sopran. Alison Browners volltönender Mezzo zeichnete sich durch flexible Stimmführung aus. Martin Nyvalls schlanker Tenor war durchweg tadellos und Klaus Mertens erfreute mit angenehmem Timbre und herausragender Sprache.

Anrührend geriet der Schluss des Oratoriums "The Prayers" - "Die Gebete". Unter dem stets umsichtigen und präzisen Dirigat von Thomas Neuhoff gelang eine Wiedergabe von großer musikalischer Intensität und einer unerhörten Spannung, die sich auch auf das Publikum übertrug: Sekundenlange, sich scheinbar endlos dehnende Stille nach dem Schlussakkord, die sich dann in starkem, lang anhaltendem Beifall auflöste.

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