Musikalisches Menü mit vier Gängen

Klosterhof Seligenthal ruft kulinarisch-kulturelle Konzertreihe in Siegburg ins Leben - Premiere mit den Zwillingsschwestern Beckirova - 100 Gäste dinierten und hörten Musik im Kaminzimmer

Siegburg. Tschaikowsky vor der Suppe, Debussy als Entrée für den Hauptgang und nach dem Dessert Musik von Liszt - Genüsse für Ohren und Gaumen verbanden sich bei der ersten Ausgabe einer neuen kulinarisch-kulturellen Reihe: die "Seligenthaler Klosterkultur".

Sie bietet in lockerer Folge, über das Jahr verteilt, die Möglichkeit, gediegen zu schlemmen und vor und nach jedem Gang im Klosterhof Seligenthal der Musik zu lauschen. Die Premiere am Sonntagabend mit dem Auftritt der Geigerinnen Alie und Lilya Beckirova (Violinen) aus Taschkent (Usbekistan) verlief erfolgreich.

Die 19-jährigen Zwillingsschwestern, die vor vier Jahren noch aus den Händen von Sir Yehudi Menuhin den "Menuhin-Präsidentenpreis" erhielten, bestechen durch spieltechnische Klasse und einen melodieausformenden Gestaltungswillen. Im Kaminzimmer des Klosterhofs wurden sie von der ukrainischen Pianistin Marya Kim, erste Preisträgerin des Horrowitz-Wettbewerbs, am Klavier begleitet und gaben unter dem Titel "Träume auf der Geige" ein Programm zum besten, das Virtuosität geradezu herausforderte.

Die "Zigeunerweisen" von Pablo de Sarasate und der berühmte Csardas von Monti waren dabei nur zwei Beispiele, mit denen die musikalischen Fähigkeiten der jungen Musikerinnen, die eine gut verdauliches" Programm vor gut 100 Zuhörern im Kaminzimmer "servierten", ihren Ausdruck fanden. Küchenchef Stefan Suntinger hatte dazu ein Menü kreiert, das sowohl für regionale Verbundenheit als auch für eine internationale, leichte Küche stand.

Und der Geschäftsführer und Ideengeber Andreas Behner verriet denn auch, dass man regionale Hinweise in der Sommerküche beim "Kochen mit Unkraut" auf der Karte finden können wird. Dazu gehören dann etwa Beinwellblätter, Vogelmire und Wiesenbärenklau, die von Gärtnern und Köchen kaum benutzt werden.

Ein eigener Kräutergarten wird derweil am Klosterhof ganz nach klösterlichem Vorbild kultiviert. Die Klosterkirche ist die älteste in Deutschland erhaltene Franziskanerkirche (1231 bis 1803) und beherbergt heute die Seligenthaler Gemeinde Sankt Antonius. Sie liegt nur wenige Schritte vom "Klosterhof" entfernt. Der Name des seit vergangenem Jahr eröffneten Restaurants und Hotels von Andreas Behner nimmt bewusst den Bezug zum Kloster auf.

Die ehemaligen Wirtschaftsräume sind nach vierjähriger Umbauphase Restaurant und Hotel geworden. Ein kunsthistorisch interessanter Fund wurde bei den Renovierungsarbeiten gemacht: ein Fresko des Heiligen Hieronymus aus dem 15. Jahrhundert, das nun hinter Glas gefasst zu sehen ist.

Wie es sich für einen richtigen Klosterkeller gehört, lagert Behner hier mit etwa 5 000 Flaschen Wein auch jede Menge edle Rebengewächse. Seit Januar darf man im Klosterhof auch heiraten. Er ist Außenstelle des Siegburger Standesamtes. Behner ist bei der Programmgestaltung der Klosterkultur auch regionalen Künstlern gegenüber offen. Am 21. April wird der Königswinterer Gitarrist Roberto Moya das zweite Konzert der "Klosterkultur" gestalten, und am 9. Juni stimmt das Brahms-Vokalquartett mehrstimmig zum Vier-Gänge-Menü ein.

Reservierung und Information unter der Rufnummer 0 22 42/87 47 87 oder www.klosterseligenthal.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Daniel Johannes Mayr dirigiert das Beethoven
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCampNeue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Aus dem Ressort