Musiker und Sänger in bester Champagner-Laune

Erich Wächter dirigiert in der Bonner Oper das erste Neujahrskonzert des Beethoven Orchesters

Bonn. Berlin hat sein Silvester-Konzert und in Wien ist ein Jahresanfang ohne "das" Neujahrskonzert, das längst Kultstatus genießt und weltweit in Funk und Fernsehen übertragen wird, gar nicht vorstellbar. An soviel medialer Präsenz wird man in Bonn zugegebenermaßen noch ein wenig arbeiten müssen, der Anfang war aber jedenfalls vielversprechend.

Zum ersten Mal hatte das Theater Bonn zum Neujahrskonzert in die Oper geladen und obwohl die Publikumsresonanz durchaus noch ausbaufähig war - gerade einmal das Parkett war gut besetzt - kann das Experiment als gelungen betrachtet werden. Nicht nur die Stimmung im Publikum war ausgesprochen gut, auch das Beethoven Orchester und die Solisten des Opernensembles begrüßten das neue Jahr alles andere als verkatert. Dafür sorgte nicht zuletzt die bunte Mischung aus südländischer Leichtigkeit vor und Walzerseligkeit nach der Pause, die an diesem Abend geboten wurde, angefangen von der mit feurigem Schwung gespielten Ouvertüre zur Sizilianischen Vesper von Giuseppe Verdi über die schwungvoll-elegant dargebotene Orchesterfassung des Mephistowalzers aus Faust von Charles Gounod bis hin zur unvermeidlichen Pizzicato-Polka von Johann Strauß.

Die Mischung stimmte und auch das musikalische Niveau des Abends bewegte sich auf Feiertags-Niveau. Zuallererst ist hier das Beethoven-Orchester zu nennen, das unter der Leitung des formidablen Erich Wächter zu Hochform auflief. Wächters schnörkelloses, mit allen Raffinessen eines erfahrenen Kapellmeisters arbeitendes Dirigat hielt die Musiker zu einem ausgesprochen aufmerksamen Spiel an, wie sich etwa in der mit außerordentlicher Präzision gespielten Diamantenarie des Dapertutto aus "Les Contes d'Hoffmann" exemplarisch zeigte. Wobei man beim Sängerensemble der Bonner Oper wäre: Mark Morouse glänzte in seiner Partie mit einer sonoren Tiefe, Aris Argiris sang die Cavatine des Figaro aus Rossinis Barbier von Sevilla mit einer geradezu charmanten Schmierigkeit und Julia Kamenik bot in der Juwelenarie der Marguerite aus Gounods Faust eine phänomenale stimmliche Präsenz. Aber auch Bülent Külekci, Anna Virovlansky und Anjara I. Bartz zeigten durch und durch stimmige wie stimmungsvolle Leistungen.

Höhepunkte waren zweifelsohne die Ensembleszenen: Brindisi aus Verdis "La Traviata" und "Im Feuerstrom der Reben" aus dem zweiten Akt der "Fledermaus" von Johann Strauß. Hier zeigt sich einmal mehr, wie wichtig ein harmonisches Ensemble ist. So war den auch Generalintendant Klaus Weise zufrieden, als er nach dem Konzert auf die Bühne trat und allen ein frohes neues Jahr wünschte. Und vielleicht geht ja auch sein Wunsch in Erfüllung, dass das diesjährige nicht das letzte Neujahrskonzert in Bonn gewesen sein möge. Vielversprechend war der Auftakt jedenfalls.

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