Nach Spanien... der Liebe wegen

In der Komödie "Das andalusische Mirakel" widerfährt Jochen Busse und Kerstin Radt ein wundersamer Körpertausch - Regie bei diesem turbulenten Spaß im Bonner Contra-Kreis führt Theaterchef Horst Johanning

Bonn. Bei allem schuldigen Respekt, aber dem Mann ist ja nun wirklich nicht mehr zu helfen: Für Hubertus Heppelmann (Jochen Busse) - Toilettensitzfabrikant aus dem Sauerland und eingeschworener Miesmacher vom Dienst - beginnt die Dritte Welt direkt hinter Koblenz.

Ausgerechnet ihm muss auf dem Weg zu seinem Scheidungsanwalt mitten im andalusischen Dorf San Miguel der Keilriemen seiner Münchner Nobelkarosse reißen.

Und als Zimmerkellner Juan (charmant: Francisco Rodriguez) neben dem Gepäck des Querulanten auch Radkappen, Warndreieck und Verbandskasten im Zimmer ablädt, mag sich das Premierenpublikum im Bonner Contra-Kreis allen Ernstes fragen, wie es Frau Heppelmann überhaupt 25 Jahre mit diesem Menschen hat aushalten können.

Schließlich füllt Busse die Rolle, die ihm das Autorenteam Lars Albaum und Dietmar Jacobs in seiner neuen Komödie zugedacht hat, unter der Regie von Theaterchef Horst Johanning mit spürbarer Lust und chronisch schlechter Laune aus.

Nicht ahnend, dass "Das andalusische Mirakel" in den nächsten zwei Stunden noch einige Überraschungen für ihn bereithalten und sein Leben, wie es bisher war, komplett umkrempeln wird.

Die Studentin Nelli, die wider Willen das einzig freie Hotelzimmer mit Heppelmann teilen soll, ist daran nicht ganz unschuldig und wird von Kerstin Radt frisch und temperamentvoll, aber vor allem auch mit beeindruckend-komischem Talent gespielt.

Eigentlich ist das Duell dieser beiden von Grund auf gegensätzlichen Charaktere an sich schon ein wahres Vergnügen für die Zuschauer. Die - damit nicht genug - vom Ensemble kurzerhand als lebenslustig-laute Dorfbewohner aus San Miguel engagiert werden.

Mit Kastagnetten, Zirpen und Händeklatschen steuert das Wunder seinem Höhepunkt zu. Nur dass Nelli plötzlich breitbeinig daherstrotzt wie ein Kerl und Hubertus ungewohnt sanft-säuselnde Töne anschlägt.

So etwas könnte bei anderen unter Umständen peinlich geraten. Doch hier gelingt der Drahtseilakt auf ebenso schwungvolle wie originelle Art und Weise. Wobei die Kontrahenten nach ihrem blitzartigen Kopf-an-Kopf-Zusammenstoß alle Mühe haben, ihren Partnern Edelgard (Monica Kaufmann) und Benny (Florian Kogan) den wundersamen Körpertausch zu erklären.

Überschlagen sich vor der Pause die Ereignisse geradezu, gilt es hernach die Positionen zu wahren und sich möglicherweise sogar mit dem seltsamen Tauschgeschäft abzufinden. Für alle Zeiten. Falls nicht noch ein Wunder geschieht...

Dass dieses andalusische Mirakel ein Volltreffer und ein wahrer Glückfall für die Bonner Boulevard-Bühne ist, steht längst fest. Lange bevor sich die Irrungen und Wirrungen zu guter Letzt in Wohlgefallen auflösen und bevor die Heppelmanns ganz nebenbei ein brauchbares Rezept gegen öde Ehe-Routine liefern.

Woran Nelli und Benny erst gar keinen Gedanken verschwenden. Ebenso wie alle anderen, die nun wissen, dass man auch auf Umwegen der Liebe auf die Spur kommen kann.

Bis 11. Juni im Contra-Kreis-Theater. Karten unter anderem in den Geschäftsstellen des General-Anzeigers oder auch online im GA-TicketShop.

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