Konzert Neeme Järvi und Orchestre de la Suisse Romande in der Philharmonie

KÖLN · Die Dirigenten-Familie Järvi hat der Philharmonie schon mehrfach ihre Aufwartung gemacht: Vater Neeme sowie die Söhne Paavo und Kristjan. Neeme Järvi gehört zu den fleißigsten Studio-Dirigenten.

Im Moment scheint sein Auge unter anderem auf den Romantiker Joachim Raff gerichtet, den er mit dem Orchestre de la Suisse Romande auch in der Philharmonie präsentierte.

Raff schrieb beispielsweise Tondichtungen zu Shakespeare-Dramen (Järvi hat alle vier aufgenommen). "Romeo und Julia" besteht aus durchaus wagemutiger, pittoresker Musik, die eher kleine Bilder reiht und am Schluss etwas zerfranst. Vielleicht sollte man das Werk ein weiteres Mal hören - und dann möglichst wieder in einer so brillanten Wiedergabe wie unter Järvi.

Der estnische Maestro ist mit Jahrgang 1937 natürlich kein Springinsfeld mehr, am Pult aber entwickelt er jugendliches Temperament, welches er mit entschiedenen, eher knappen als übertreibenden Gesten unterstreicht. Das wirkte sich auch günstig auf die konzentrierte und kraftvoll durchpulste Wiedergabe von Johannes Brahms?

Doppelkonzert aus, der es nur bezüglich der Solisten an letzter Harmonie fehlte. Sowohl der Geiger Vadim Repin als auch der Cellist Truls Mork sind erstklassige Künstler, die auch vorbildlich miteinander und mit dem Dirigenten kommunizieren. Nachdem man sich beim großen Anfangs-Solo in den sonor-weichen Tom von Mork hineingehört hatte, wirkte Repin emotional eher gebremst, fast nüchtern. Das pendelte sich in der Folge aus.

Die große Stunde für das Orchester schlug dann bei der Symphonie fantastique von Hector Berlioz. Järvi "inszenierte" das musikalische Geschehen suggestiv und farbig. Wunderbar die sanften Harfen beim Ball, exquisit das Englischhorn im pastoralen Teil, eruptiv das Blech beim Höllenspektakel.

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