Lanxess-Arena Neil Diamond - ein Mann für große Gefühle

Good times never seemed so good!" Und es fühlt sich wirklich gut an in der Lanxess-Arena, wenn Neil Diamond diesen Satz aus seinem Hit "Sweet Caroline" singt. Beseelte 12.000 liegen sich förmlich mit dem 74-Jährigen in den Armen - ein gelungener Auftakt seiner Europa-Tournee.

 Mehr als 50 Jahre im Pop-Geschäft: Neil Diamond.

Mehr als 50 Jahre im Pop-Geschäft: Neil Diamond.

Foto: Thomas Brill

Die "Caroline" und auch die "Cracklin' Rosie" hat er sich für die Zugaben aufgehoben. Doch schon vorher gab es bekannte Songs en masse: angefangen von "I'm A Believer" bis hin zum Finale "I am ... I said". Diamond hat in gut 50 Jahren Karriere so viele gute Lieder geschrieben, dass er sogar auf den einen oder anderen Klassiker verzichten kann.

Das Material des Abends stammt überwiegend aus den späten 60er und den 70er Jahren - damals, als er noch die herrlich breiten Koteletten trug. Mittlerweile trägt er Bart, und das Haupthaar hat sich gelichtet, aber körperlich ist er immer noch fit, kleine Tanzeinlagen und Publikumsanimation sind alles andere als angestrengt oder bemüht.

Seine Stimme hat zwar nicht mehr ganz den Schmelz, aber das ist bei einem Sänger seines Alters nicht verwunderlich. Und auch in den Höhen muss er hier und da pressen.

Doch er weiß damit perfekt umzugehen, da werden Töne exakt genau so lang gehalten, wie es möglich ist. Und Sehnsucht, das große Gefühl auszudrücken, das hat er immer noch drauf.

Neil Diamond hat ja nicht nur selbst seine Lieder zu Hits gemacht - und an diesem Abend trägt das eine seltsame Blüte. Statt "Red Red Wine" als den zurückgenommen Popsong zu spielen, wie er ihn ursprünglich gesungen hat, bringt er ihn in der Reggae-Version, mit der UB 40 erfolgreich war. Aber bei aller Hochachtung, das sorgt zwar für Partystimmung, ist aber künstlerisch ein Fehlgriff, der noch durch einen Rap-Mittelteil getoppt wird.

Balladen wie "Love On The Rocks" oder "If You Know What I Mean" sind dagegen Wasser auf die Mühlen seiner Stimmbänder, genauso wie die flotteren Songs "Beautiful Noise" oder "Forever In Blue Jeans". Richtig berührend ist der Moment, als er "Brooklyn Roads" anstimmt. Diese Kindheitserinnerungen hat er mit Mitte 20 geschrieben. Sie nun von ihm mit 74 zu hören gibt dem Lied fast eine neue Dimension.

Dass dazu von Neils Vater gemachte Filmchen aus Kinder- und Jugendtagen flimmern, könnte das Ganze die Grenze zum Kitsch überschreiten. Aber weil hier ein gestandener Mann, ein gestandener Musiker am Werk ist, bleibt es authentisch.

Apropos gestanden: Begleitet wird er von einer dreizehnköpfigen Band, ebenfalls allesamt gestandene Musiker, die es bei "Holly Holy" sogar schaffen, dieses gelungene Konzert in hymnische Höhen emporzuheben.

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