Ein bisschen Nostalgie Nena und Band im Theater am Tanzbrunnen

Bonn · Alles geht schnell, Nena und ihre Band müssen "Nur geträumt" lediglich kurz anspielen, um ihre Fans trotz Sauna-Hitze im Kölner Theater am Tanzbrunnen in freudige Hochstimmung zu versetzen. Allerdings sind es nur rund 1700, die zum Klassiker der Neuen Deutschen Welle (NDW) abfeiern gekommen sind.

 "Ich bin ich, berufsjugendlich": Nena im Theater am Tanzbrunnen Köln.

"Ich bin ich, berufsjugendlich": Nena im Theater am Tanzbrunnen Köln.

Foto: Thomas Brilll

Ursprünglich sollte das Konzert bereits am 8. Juni als Open Air im Tanzbrunnen stattgefunden haben. Wegen "Birlikte", dem dreitägigen Kunst- und Kulturfest gegen Ausländerfeindlichkeit, war Nena seinerzeit bereit, ihr Konzert um fast drei Monate zu verschieben. Letztlich blieb aber der Ticketverkauf weit hinter den Erwartungen zurück, so dass das Konzert kurzfristig auch örtlich verlegt wurde, nämlich von der Open-Air-Bühne ins Theater.

Und hier ist es endlich mal wieder warm, wie Nena mit Blick auf die allgemeine Sommerwetter-Lage ironisch anmerkt. Es dauert nicht lange, da hat die mittlerweile 54-Jährige, die auch nach drei Jahrzehnten im Geschäft noch immer als "Fräulein-Wunder der NDW" präsentiert wird, die Temperaturen im Saal weiter erhöht. Das Publikum, die Jüngsten auf den Schultern kräftiger Väter, macht begeistert mit, winkt, tanzt und singt textsicher, wenn auch nicht immer im gewünschten Rhythmus, mit. Dezent hat Nena die alten Songs klanglich modernisiert, singt sie entweder zur akustischen Gitarre, oder mit einer rockenden Band im Rücken. Ein bisschen Nostalgie aber bleibt, so werden bei "Leuchtturm" die Riffs des Stones-Klassikers "Jumping Jack Flash" eingeflochten, das Outro von "99 Luftballons" erklingt zur Melodie von "Hey Jude" der Beatles. Neue Songs wie "Weißes Schiff" fügen sich nahtlos in das gemischte Repertoire ein.

Unverändert ist ihre Stimme, die nicht nur alle Sehnsüchte dieser Welt zu kennen scheint, sondern auch das Geheimnis, wie zumindest ein Teil davon auch erfüllt werden kann. "Wir dürfen nicht nur glauben an das, was wir sehen", singt sie und empfiehlt sich als Prinzessin-Pendant zu Saint-Exupérys "Kleiner Prinz". "Ich bin ich, berufsjugendlich", bekennt sie und federt über die Bühne wie zu Beginn ihrer Karriere.

Grenzenlose Naivität werfen ihr häufig Kritiker vor. Letztlich ist Frau Kerner aber nur eine Musikerin, die Menschen anhält, sich nicht wehrlos der Routine des Alltags zu ergeben, sondern Träume zu haben. Dafür gibt es begeisterten Applaus, für den Nena mit Zugaben dankt.

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