Neue Geschichten von Wladimir Kaminer im Pantheon

Mischung aus Verwunderung, Bewunderung und Ironie

Bonn. Eigentlich, findet Wladimir Kaminer, ist Deutschland ja soweit ganz in Ordnung. Zumindest dann, wenn es sich ihm, dem gebürtigen Moskauer, auch einmal von seiner schrägen Seite zeigt.

In Wahrheit jedoch ist es vor allem sein ganz spezieller Blick auf uns, der selbst die gemeinhin als Miesmuffel und Ordnungsfanatiker geschmähten Landsleute seiner Wahlheimat auf einmal richtig sympathisch aussehen lässt. So zum Beispiel bei einem Ausflug mit der Schulklasse von Tochter Nicole in den Kletterwald oder beim Sponsorenlauf rund um die Grundschule seines Sohnes Sebastian.

Kaminer versteht es wie kein anderer, mit einer Mischung aus Verwunderung, Bewunderung und Ironie zu erzählen, was ihm und seiner Familie hierzulande widerfährt. Dafür führt er seine Zuhörer im Pantheon im Gegenzug weit nach Osten, wo die Menschen eine Schwäche für einfache Lösungen recht komplexer Probleme haben, wo es Glückswurzeln auf dem Postamt zu kaufen gibt und wo die Frauen meist grellbunt gekleidet auf Partnersuche in der ansonsten eher dünn besiedelten kaukasischen Steppe gehen.

Humor habe er gar nicht, nur eine tragische Wahrnehmung des Lebens, bekennt Kaminer. Das mag glauben, wer will. Solange der Autor und Kolumnist auf so hinreißend komische Art und Weise über den Irrwitz des Alltags schreibt, kann auch eine Portion (russischer) Schwermut dabei nicht schaden. Aus der Kombination entstehen ohnehin oft die besten Geschichten.

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