"The Drummers of Japan" Neue Show von "Yamato" gastiert beim Kölner Sommerfestival

Es gibt nicht viele Antidepressiva, die ohne Rezept zu bekommen sind. "Gamushara" ist mit Sicherheit das mit der größten Wirkung. "Gamushara" heißt die neue Show, mit dem das Taiko-Ensemble "Yamato - The Drummers of Japan" zum Sommerfestival in die Kölner Philharmonie kommt und allen zeigt, welcher Weg aus einer scheinbar ausweglosen Tristesse herausführt.

"Gamushara" bedeutet Begeisterung, Leidenschaft, Hingabe und eine Beharrlichkeit, die das Ziel niemals aus den Augen verliert. All das haben die zehn "Yamato"-Mitglieder, die in der Aufführung auf der Bühne trommeln, tanzen, schreien und singen, im Überfluss. Mit dicken Stöcken, die sich die Taiko-Trommler selber schnitzen, traktieren sie die dickfelligen Instrumente, als gäbe es kein Morgen. Archaische Kraft - jeder Schlag könnte ebenso gut ein tödlicher Karatehieb sein - verbindet sich mit meditativer Präzision, traditionelle Rhythmen mit zeitgenössischen Choreographien.

"Gamushara" ist nicht einfach ein Tribut an eine uralte japanische Tradition, sondern ein Gesamtkunstwerk, das den sensorischen Overkill des 21. Jahrhunderts elegant ausbremst und die Sinne neu elektrisiert. Die Frauen und Männer von "Yamato" wirbeln um die eigene Achse, springen die Schwerkraft einfach weg und lassen ihre Arme und Trommelstöcke flattern wie Vögel, nicht selten mit der Frequenz eines Kolibris, atemberaubend virtuos und immer synchron im Takt.

Die Good Vibrations sind auch beim Publikum im ganzen Körper zu spüren. Eine unbändige Energie überträgt sich von denen da vorn auf die, die im Saal hören, schauen und fühlen.

Dass die fantasievoll kostümierten Trommler sich blind verstehen und die kompliziertesten Stücke in absolutem Gleichklang herunterdreschen, hat seinen Grund: Seit 17 Jahren ist "Yamato" für jeweils sechs bis zehn Monate im Jahr auf Tour. In dieser Zeit üben und performen, essen und schlafen die Mitglieder immer zusammen. Der Trainingstag beginnt morgens um sieben mit einem Zehnkilometerlauf, gefolgt von Krafttraining durch Trommelstemmen.

Masa Ogawa, Gründer und Chef der Truppe, mag zwar auch gern Eisbein und Weißwürste, bereitet die Mahlzeiten für seine Leute jedoch höchstpersönlich und traditionell auf einem Campingkocher hinter der Bühne zu. "Wir müssen ununterbrochen zusammen bleiben, um ein Gefühl füreinander zu entwickeln", erklärt Ogawa die "Yamato"-Philosophie. "Nur dann sind wir in der Lage, unsere positive Energie ans Publikum zu übermitteln."

Die Taiko-Kunst à la Ogawa ist weniger Musik als eine Sportart, die perfekte Körperbeherrschung erfordert und ähnlich wie Yoga, Tai-Chi oder Kampfkunst auch innere Kräfte freisetzt. Vor allem jedoch ist sie Schwerstarbeit. Nach der Show ist jeder Trommler zwei bis drei Kilo leichter. 1993 hat Ogawa mit seiner Frau, seinem Bruder und einem Freund als Familienunternehmen angefangen, heute ist "Yamato" die Nummer eins unter 10 000 japanischen Taiko-Ensembles. Nicht nur wegen der atemberaubenden Bühnenshow, sondern auch, weil Ogawas Stücke mit Titeln wie "Die Morgenröte" oder "Im Freudentaumel" alles aus den Möglichkeiten der verschiedenen Trommeltypen herausholen.

Mächtig ist der Klang der großen, aus einem einzigen Baumstamm hergestellten Miya-Daiko, hoch und schnell wirbelt die kleine, mit gespannten Schnüren stimmbare Shime-Daiko dazwischen. Ein Leichtgewicht auch in großen Größen ist die aus vielen Holzstücken zusammengesetzte Okedo-Daiko; sie kann beim Spielen auch getragen werden. Ganz oben thront wie Gottvater die große Odaiko: aus einem einzigen Stamm geschnitzt, 1,70 Meter im Durchmesser und 400 Kilo schwer. Wummm!

Manchmal müssen sich die Trommeln aber auch zurückhalten. Dann, wenn die Shinobue-Flöte oder das langhalsige Zupfinstrument Shamisen ihre zarteren Stimmen erheben. Oder wenn zwei Ensemble-Mitglieder in einer umwerfend komischen Nummer die "Chappa" genannten Bronze-Zimbelchen klirren und girren lassen. Dennoch: Die Kraft für "Gamushara" liegt im Herzschlag der Trommel. Wer darauf hört, fühlt sich zumindest für diesen einen Abend so, als könne er alles, alles schaffen.

"Yamato beim 25. Kölner Sommerfestival in der Philharmonie: 31. Juli bis 4. August. Karten in den Bonnticketshops in den Zweigstellen des General-Anzeigers oder bei bonnticket.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort