Großes Kino in Rheinbach Neue Spielzeit im Stadttheater

RHEINBACH · Wenn die wärmende Fleecejacke so langsam bei der täglichen Kleiderwahl den Vorzug vor luftigen Flip-Flops findet und manch einer sich offenbar bereits schon nach Spekulatius und Dominosteinen sehnt, dann bricht in Rheinbach die Jahreszeit an, in der sich der Vorhang für die neue Theatersaison öffnet.

 In "Noch einmal verliebt - Die letzte Romanze" sind Walter Ullrich und Christine Uhde am 14. März 2016 in Rheinbach zu sehen.

In "Noch einmal verliebt - Die letzte Romanze" sind Walter Ullrich und Christine Uhde am 14. März 2016 in Rheinbach zu sehen.

Foto: Friedhelm Schulz

Dank der Kooperation des Rheinbacher Kulturamtes mit dem Kleinen Theater Bad Godesberg ist es möglich, dass das Theaterpublikum in der Glasstadt ein attraktives Programm zu sehen bekommt, welches seit jeher als überregionaler, kultureller Anziehungspunkt gilt. Los geht es am Donnerstag, 20 Uhr mit dem kleistschen Lustspiel "Der zerbrochene Krug".

Die gute Nachricht: Die Finanzierung der sieben Stücke mit prominenter Besetzung ist für diese Spielzeit gesichert, berichtet Regine Prause vom Kulturamt auf GA-Anfrage. Bis zum Frühjahr habe der Sponsor, die Raiffeisenbank Voreifel, ihre Unterstützung zugesagt. Einen eigenen Stadttheateretat gibt es seitens der Stadt seit Jahren nicht. "Wir müssen uns immer etwas einfallen lassen", sagt Prause. Spenden seien willkommen, auf Wunsch kann eine Spendenquittung ausgestellt werden. Und: Die Besucherzahlen gestalten sich erfreulich konstant: "Wir hatten im Vorjahr ziemlich genau 2000 Besucher, so wie in der vorherigen Spielzeit 2013/14." Für diese Saison sind 108 Jahresabonnements fürs 501 Plätze fassende Theater verkauft worden. Im Vorjahr waren es inklusive Weihnachtsabo 135.

"Gestrauchelt bin ich hier; denn jeder trägt den leid'gen Stein zum Anstoß in sich selbst" heißt es heute zum Auftakt im Lustspiel "Der Zerbrochene Krug". Einer der klangvollen Namen auf den Besetzungslisten des Stadttheaters ist Martin Semmelrogge. Der Schauspieler mit der unverwechselbaren Timbre der Verruchtheit in der Stimme ist am Freitag, 30. Oktober, mit "Biedermann und die Brandstifter" in der Glasstadt zu Gast - und das nicht zum ersten Mal: Mit Stücken wie "Der Rosenkrieg" oder "Das Geld anderer Leute" stellte der 59-Jährige, der am 8. Dezember 60 Jahre alt wird, überraschend eindrucksvoll unter Beweis, dass er nicht nur den Schurken mimen, sondern facettenreich agieren kann.

Schon in jungen Jahren spielt er er häufig Rollen in den seinerzeit klassischen deutschen Krimiserien wie "Derrick", "Tatort", "Der Alte" und "Ein Fall für zwei". Zumeist sind es zwielichtige Gestalten oder jugendliche Kriminelle. Kultcharakter unter Filmfans genießt bis heute seine Darstellung in der populären Kinderfilmproduktion "Die Vorstadtkrokodile", in der Semmelrogge den kriminellen älteren Bruder mimt.

1981 ist in Semmelrogges Leben alles von einem Tag auf den anderen anders: Im deutschen Kriegsstreifen "Das Boot", dem Meisterwerk von Regisseur Wolfgang Petersen, gelingt ihm mit einem der weltweit erfolgreichsten deutschen Filme aller Zeiten der Durchbruch auf großer Leinwand. Als Darsteller des spitzbübischen Zweiten Wachoffiziers folgt im Jahr 1993 der Anruf aus Hollywood: Semmelrogge spielt den SS-Offizier Willi Riesenhuber in Steven Spielbergs mehrfach oscarprämierten Schwarz-Weiß-Werk "Schindlers Liste".

Für Schlagzeilen ist der Schauspieler und Synchronsprecher auch fern ab von Leinwand und TV-Rollen gut: Seit den 1980er Jahren steht er wiederholt vor Gericht und wird mehrfach zu Geld- oder Freiheitsstrafen verurteilt - zumeist wegen Verkehrsdelikten, aber auch wegen Ladendiebstahls und Drogenbesitzes. Der Vorverkauf für seinen Auftritt in dem Stück von Max Frisch beginnt am kommenden Dienstag, 29. September.

Am Dienstag, 1. Dezember, 20 Uhr, ist mit "Szenen einer Ehe", die Theaterfassung des verfilmten Schauspiels von Regie-Legende Ingmar Bergmann zu sehen. "Zauberhafte Zeiten" verspricht am Montag, 18. Januar, 20 Uhr, die Komödie gleichen Namens, bei der Schauspielerin Michaela Schaffrath mitmacht, die dereinst unter dem Aliasnamen Gina Wild in Erwachsenenfilmen für Furore sorgte.

Nach dem Dostojewskiwerk "Schuld und Sühne" am Freitag, 19. Februar, 20 Uhr, hat am Montag, 14. März, Publikumsliebling Walter Ullrich in "Noch einmal verliebt - Die letzte Romanze" seinen Auftritt in Rheinbach. Seit mehr als 70 Jahren steht der 82 Jahre alte Schauspieler und zweifacher Theaterintendant auf den Brettern, die ihm mehr als eine Welt bedeuten. Den krönenden Abschluss stellt die Familie Malente mit "Musik aus Studio C" dar. Seit Jahren schließt die Kulttruppe die Spielzeit mit ihrer tollen Bühnenshow ab.

Karten gibt's unter Tel. 02226/917-502, per E-Mail an regine.prause@stadt-rheinbach.de oder in den Bonnticketshops der GA-Zweigstellen.

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