Neuer Spielplan für Bonns Bühnen

Klaus Weise stellt im Foyer der Oper den Theater-Spielplan 2010/2011 vor. Das Schauspiel der Stadt wird sich auf der Bühne um die Themen Recht und Gerechtigkeit kümmern.

Neuer Spielplan für Bonns Bühnen
Foto: Thilo Beu

Bonn. Sonntagmorgen um kurz nach zehn wurde Klaus Weise poetisch und sprach. "Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; aber jede unglückliche Familie ist auf ihre besondere Art unglücklich."

Der berühmte Satz aus Tolstois "Anna Karenina" gab die Richtung vor für den Spielplan 2010/2011, den der Generalintendant im Foyer der Oper vorstellte - erstmals in Anwesenheit des ganzen Ensembles.

Das Schauspiel der Stadt wird sich auf der Bühne um die Themen Recht und Gerechtigkeit kümmern und Gescheiterte und Zukurzgekommene ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken.

Die Architektur des Spielplans vereint Altes und Neues, Klassiker und eigens für das Theater Bonn geschriebene Dramen. Den Anfang machen drei Große des Welttheaters. Mit der "Antigone" des Sophokles startet das Schauspiel am 17. September in der Halle Beuel in die neue Saison.

Dann legen sie mit "Nathan der Weise" von Lessing (Werkstatt) nach, gefolgt von Kleists "Prinz Friedrich von Homburg" (Kammerspiele).

Um die alten Stoffe sollen sich jüngere Regisseure kümmern, davon versprechen sich Klaus Weise und seine Chefdramaturgin Stephanie Gräve spannende Impulse.

Als Gegengewicht zu den alten Meistern kommen lebende Theaterautoren zu Wort. Sibylle Berg schreibt an einem Weihnachtsstück mit dem Arbeitstitel "Lasst euch überraschen", das am 3. Dezember in den Kammerspielen herauskommen soll.

Von Andrew Bovell stammt "Das Ende des Regens" (10. Dezember, Halle Beuel), und Lothar Kittstein schreibt auch wieder für Bonn. Worüber, ist noch offen. Das Resultat wird am 26. Januar 2011 in der Werkstatt zu besichtigen sein.

Von Tracy Letts kommt "Eine Familie" (15. Juni 2011, Werkstatt). Da fetzen sich die Figuren so richtig, das sieht man gern (außerhalb der eigenen vier Wände).

Der Amerikaner Richard Maxwell bleibt uns mit "Ode To The Man Who Kneels" erhalten (28. Januar, Halle Beuel). Alain Platel und Frank van Laecke bringen in "Gardenia" gealterte Transsexuelle, junge Schauspieler und Tänzer auf die Bühne der Kammerspiele (7. und 8. Oktober).

Der gutgelaunte Theaterchef Klaus Weise kündigte für den 6. November ein Familienstück in den Kammerspielen an: "Pünktchen und Anton" nach Erich Kästner, inszeniert von Frank Heuel.

Wenn es finanziell hinreicht, wird sich Heuel auch an der Reihe "Wirklichkeitstest" beteiligen, die zum Ziel hat, ähnlich wie in "Zwei Welten" Bonner Verhältnisse mit den Mitteln des Theaters zu überprüfen.

Die klassische Moderne ist auch an Bord: mit Henrik Ibsen ("Hedda Gabler"), Arthur Miller ("Tod eines Handlungsreisenden"), Bertolt Brecht ("Herr Puntila und sein Knecht Matti"), Ödön von Horváth ("Geschichten aus dem Wienerwald") und Frank Wedekind ("Lulu"). Wedekinds unsterbliche Lulu erscheint Ende Mai 2011 in den Kammerspielen. Sie, versprach Weise, "wird unser Blut in Wallung bringen".

Weise, der drei Produktionen als Regisseur übernimmt ("Hedda Gabler", "Das Ende des Regens" und "Geschichten aus dem Wienerwald"), teilte auch Zugänge für die Abteilung Dramaturgie mit.

Ingo Piess, Christopher Hanf und Britta Sensenschmidt (Theaterpädagogik) werden am Bonner Theater arbeiten. Piess bringt neben seiner Jugend auch viel Verständnis fürs digitale Zeitalter mit. Auf diesem Feld muss sich heutzutage auch die Institution Theater bewähren. Dafür stellen sie in Weises Haus nun die Weichen.

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