Bonner Orgelfest Neues Meisterwerk erschlossen

BONN · Mit einem Konzert für Orgel und Orchester wurde in St. Elisabeth das dritte Bonner Orgelfest eröffnet. Zu diesem Zweck hatte Winfried Krane, der nicht nur als Kirchenmusiker von St. Elisabeth amtiert, sondern auch die Musikschule des Kölner Domes leitet, die von ihm geleitete Kölner Domkapelle eingeladen.

Ein wenig unspektakulär begann man mit Händels Orgelkonzert B-Dur aus op. 4. Eigentlich als Pausenfüller für Händels Oratorienkonzerte gedacht, haben sich diese Stücke zu veritablen Konzertstücken gemausert. Die Kölner Domkapelle und Otto Depenheuer, der an der historischen Klais-Orgel als Solist des Abends fungierte, entledigten sich dieser Aufgabe mit Leichtigkeit.

Ins Symphonische wechselte man mit César Francks "Prélude, Choral et Fugue", das Depenheuer für Orgel bearbeitet hat. Entstanden ist ein fulminantes Stück. Depenheuer hat dem Orgelrepertoire hier ein neues Meisterwerk erschlossen. Hauptwerk des Abends war Joseph Rheinbergers zweites Orgelkonzert, ein Werk voll von melodischem Schmelz. Hier konnte Depenheuer die orchestralen Stärken der Klais-Orgel voll entfalten, deren Klang sich optimal mit jenem der Domkapelle mischte.

Seit 20 Jahren gibt es den Chorus Cantate Domino - kurz CCD - bereits, Grund genug also für ein Jubiläumskonzert, das man gleich unter die Fittiche des Bonner Orgelfestes genommen hatte. Orgelwerke gab es mit der dritten Orgelsonate von Felix Mendelssohn Bartholdy und dem Benedictus aus op. 59 von Max Reger schließlich auch zu hören. Beides wurde von Regional- und Münsterkantor Markus Karas tadellos und packend gespielt.

Die Hauptrolle spielte jedoch der CCD und der hat sich in den Jahren seines Bestehens zu einem außerordentlich guten Ensemble entwickelt. An diesem Abend war man zwar vorwiegend romantisch bis modern unterwegs. Mit doppelchörigen Motetten von Mendelssohn Bartholdy über Werke von Randall Thompson, Heinz Werner Zimmermann bis hin zu Bob Chilcotts zehnminütiger, von Christian Winkler geleiteten "Little Jazz Mass" zeigte man sich stimmlich ziemlich sattelfest. Nur in den Motetten Mendelssohn Bartholdys "Warum toben die Heiden" und "Richte mich Gott" schienen manche Stimmen zuweilen ein wenig dünn besetzt.

Dafür ließ Karas aber stets am Textduktus orientiert musizieren: Die Heiden tobten wirklich, das Rufen zu Gott kam ebenso zum Ausdruck wie der Kampf gegen die Feinde Gottes oder unverbrüchliche Gotteszuversicht. Auch mit Motetten von Anton Bruckner zeigte der CCD, dass er über ein enormes Potenzial verfügt.

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