Neues Pantheon-Ensemble begeht "Fahrerflucht"

Schauspiel trifft Kabarett

Neues Pantheon-Ensemble begeht "Fahrerflucht"
Foto: Pantheon

Bonn. Otto Umbokko hat viele Jobs, aber keinen Cent. Er macht Musik in einem muffigen Imbiss, dem schon seit langem die Gäste abhanden gekommen sind, und scheint nichtsdestotrotz so ein richtiges Stehaufmännchen zu sein. Bis zu dem Tag jedenfalls, als er beim Telefonieren auf offener Straße von einem Auto überfahren wird, nur ein paar Minuten nach der fristlosen Kündigung durch den Imbissbudenbetreiber.

Der Unglücksfahrer seinerseits ist auch nicht unbedingt ein Liebling der Götter: permanent gedemütigt von seiner Chefin, einer karrieregeilen Abgeordneten, deren Luxuslimousine zu allem Überfluss nun auch noch ein paar Dellen und Blutspuren bekommen hat.

So beginnt die Geschichte einer "Fahrerflucht", die dem einen ungeahnte Chancen vesrpricht, dem anderen seinen letzten Nerv raubt und im Laufe des Abends noch ein weiteres Todesopfer unter den insgesamt 14 Charakteren auf der Bühne des Pantheon fordern wird. Gespielt werden sie von Dave Davis und Massimo Tuveri, von Tanja Haller und Hans Holzbecher, dem neu gegründeten Pantheon-Ensemble.

Tickets Karten in den Geschäftsstellen des General-Anzeigers und unter (02 28) 21 25 21Wer beim Wort Ensemble an die Zeiten von Kay und Lore Lorentz im Düsseldorfer Kom(m)ödchen denkt oder an die Münchner Lach- und Schießgesellschaft, fährt in diesem Falle schon mal falsch. Zumindest teilweise: Die klassische Besetzung stimmt soweit - drei Männer, eine Frau. Es gibt Dialoge, es gibt Gesang. So weit, so gut. Und doch haben Thomas Lienenlüke (Autor) und Hans Kieseier (Regie) mit diesem Stück die bereits ausgefahrenen Straßen bewusst hinter sich gelassen.

Schauspiel trifft Kabarett, heißt es stattdessen, wo die Zeitkritik in einer Mordsgeschichte verpackt ist und die vier Ensemble-Mitglieder alle Möglichkeiten haben, ihrer Spielfreude freien Lauf zu lassen.

Auch wenn die (noch) nicht optimal ausgeschöpft werden, auch wenn sich hier und da noch eine Szene straffen, eine Pointe schärfen lässt, erlebt der Zuschauer bei der "Fahrerflucht" eine alles in allem angenehme Überraschung.

Statt auf Rentenloch, böse Banken und Kanzlerschelte setzt das Stück auf ein Panoptikum aus schrägen Typen, die - vielleicht mal abgesehen von Otto Umbokko und seinem Bruder - nur eines im Sinn haben: ihren eigenen Vorteil.

Vielleicht möchte der ein oder andere von ihnen angesichts dessen am liebsten selbst Gas geben und wegfahren. Doch sie müssen sein, was sie nun mal sind: verschlagen und gemein, feige und devot, gleichgültig und rassistisch.

Aber auch wieder nicht zu sehr, denn sonst ginge ja der Wiedererkennungswert mit Blick auf real existierende Zeitgenossen verloren, der mit genügend Abstand zur Bühne erst richtig Spaß macht. Dazu ein paar Scherze "off the record", ein paar Vorstellungen, um frei vom Premierenfieber richtig in Takt zu kommen, und diese "Fahrerflucht" könnte Schule machen, auch vom 12. bis 14. und vom 20. bis 22. September. Weitere Termine im Oktober und November.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort