Oper Bonn New Yorker Bill T. Jones/Arnie Zane Dance Company auf Gastspiel-Besuch

Bonn · Mozart wäre begeistert gewesen, hätte er gesehen, wie gut sein F-Dur-Streichquartett nicht nur klingen, sondern auch aussehen kann: "Spent Days Out Yonder" heißt die tänzerische Umsetzung des zweiten Satzes, mit der die New Yorker Bill T. Jones/Arnie Zane Dance Company ihr Gastspiel in der Bonner Oper eröffnet.

 Gemeinsam sind sie stark: Eine Momentaufnahme.

Gemeinsam sind sie stark: Eine Momentaufnahme.

Foto: Oper Bonn

Die in Deutschland zum ersten Mal gezeigte Choreografie atmet mit der Live-Musik. Im perfekten Einklang mit der spannungsreichen Motivik des Allegrettos malen die Tänzer ihre Gesten wie Schriftzeichen in die Luft; keine der abgezirkelten Bewegungen unterbricht den organischen Fluss. Von grotesker Komik lebt "Continuous Replay", in dem Bill T. Jones foto- und filmtechnische Stilmittel mit einem Soundtrack mixt, in dem verzerrte Beethoven-Streicher, Tonbandfetzen und andere Geräusche für immer neue Impulse sorgen.

Zu Beginn betreten die Tänzer die Bühne so, wie Gott sie geschaffen hat: Kein Kostüm soll von den konzentrierten Gebärden ablenken, die mit der unbarmherzigen Konsequenz einer Maschine akkumuliert werden. Immer wieder kommt eine weitere dazu, immer wieder wird die Replay-Taste gedrückt, und ohne die tänzerische Präzision und den Schwung der Company würde das Spiel mit Wiederholung und Variation doch langweilig.

Das kann bei "D-Man in the Waters" nicht passieren. Jones' Paradestück, vor 23 Jahren zu Ehren des kranken Ensemble-Mitglieds Demian Acquavella ("D-Man") entstanden, ist ein echter Knaller. Mit der unbändigen Freude von Kindern tummeln sich die Tänzer am, im und über dem unsichtbaren Wasser. Sie stellen sich in einer Reihe auf, wechseln blitzschnell die Plätze, rutschen pinguingleich auf dem Bauch über den Boden, hechten einander in die Arme, fliegen über die Wellen oder teilen sie mit kraftvollem Armschlag.

Es sind 35 Minuten Hochleistungssport, was Jones' Leute da zeigen, doch sie lächeln und grinsen fast unentwegt. Seht her, sagen die strahlenden Gesichter, was wir alles können, und wie gut wir es können und wie viel Spaß es uns macht! Solisten gibt es nicht in diesem hinreißenden Spiel: Die Athleten rennen und springen nicht nur, sie halten auch zusammen, geben einander Hilfestellung und stützen die Mutlosen. Gemeinsam, lautet die Botschaft, lässt sich jedes Hindernis überwinden.

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