Sechste Abend der Wiener-Klassik-Reihe in der Beethovenhalle Nicht zu viel versprochen

Bonn · Zum letzten Konzert als 79-Jähriger - sein Wunschkonzert mit Haydn und Bruckner zum 80. Geburtstag wird Heribert Beissel am 27. März dirigieren - kamen die Freunde der Klassischen Philharmonie wie stets zahlreich in die Beethovenhalle zum sechsten Abend der Wiener-Klassik-Reihe. Mit Beethovens Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 in C-Dur op. 72a ließ Beissel die ganze Dramatik des Fidelio am geistigen Auge der Zuhörer vorüberziehen.

Zu glutvollen Momenten animierte er seine Musiker in der langsamen Einleitung des gefangenen Florestan und ließ wagemutig forsche Tempi anschlagen als die Rettung durch das Trompetensolo hinter der Bühne angekündigt wird. Beherzt geriet der jubilierende Schluss. In der Einführung hatte Beissel die Solistin für das Violinkonzert Nr. 1 g-Moll von Max Bruch in den höchsten Tönen angekündigt und nicht zu viel versprochen.

Byol Kang machte ihre Sache ausgezeichnet. Einfühlsam ließ sie die langsame Einleitung auf ihrer Violine von Giovanni Battista Guadagnini (Mailand 1756) erklingen, zeigte in den Solostellen spielerisch leichte Eleganz und intonierte das bekannte Finalthema mit rhapsodischem Schwung.

Dass sie auch Meisterin der leisen Töne ist, zeigte sie eindrücklich in der Zugabe mit dem Largo aus Bachs dritte Solosonate. Wunderbare Blicke in die Geheimnisse der Geisterwelt, so Robert Schumann in seinem Aufsatz "Neue Bahnen" über Johannes Brahms, gewährte die Klassische Philharmonie mit seiner zweiten Sinfonie D-Dur op. 73. Die in den Sommermonaten 1877 am Wörthersee entstandene Sinfonie wird der heiteren Grundstimmung wegen gerne in die Nähe von Beethovens "Pastorale" gerückt, ist aber auch der "Eroica" sehr nahe.

Beissel ließ es weder an Verve, noch an Wärme der Holzbläser und Präzision der Streichergruppen fehlen und erntete in Vorfreude auf seinen runden Geburtstag langen Applaus.

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