Freitagskonzert des Beethoven Orchesters Nicola Benedetti begeistert mit Bruchs Violinkonzert

Bonn · "Die eine lacht, die andere weinte", sagte Johannes Brahms einmal über zwei seiner Orchesterkompositionen und meinte damit die Akademische Festouvertüre und die Tragische Ouvertüre. Beim jüngsten Freitagskonzert stand nun die fröhlichere der ungleichen Schwestern auf dem Programm.

 Glänzende Solistin: Nicola Benedetti. Rechts der Dirigent Shao-Chia Lü.

Glänzende Solistin: Nicola Benedetti. Rechts der Dirigent Shao-Chia Lü.

Foto: Felix von Hagen

Weil Bonns Generalmusikdirektor Stefan Blunier zurzeit noch eine Lungenentzündung auskuriert, war Shao-Chia Lü als Ersatzmann aus Taiwan nach Bonn gereist, um das Werk wie auch die beiden anderen unverändert übernommenen Programmpunkte des Abends zu dirigieren.

Bei aller kontrapunktischen Meisterschaft, mit der Brahms hier die vier Studentenlieder in den Orchestersatz einflicht, hat das Werk dennoch etwas Bombastisches, gipfelnd in dem Lied "Gaudeamus igitur" als knalliges Maestoso-Finale, das vom Beethoven Orchester durchaus mit noch ein bisschen mehr Pfeffer hätte geschmettert werden können.

In Max Bruchs populärem Violinkonzert in g-Moll waren solche orchestralen Muskelspiele freilich nicht vonnöten. Zumal in der auf den italienischen Namen Nicola Benedetti hörenden schottischen Geigerin eine Künstlerin den Solopart spielte, die durch einen hellen, wunderbar singenden Ton auffiel.

Die junge, 1987 geborene Geigerin wurde bereits von zwei britischen Universitäten mit einer Ehrendoktorwürde ausgezeichnet und ist seit Anfang des Jahres Trägerin des von der Queen verliehenen Verdienstordens Member of the Order of the British Empire. Die Auszeichnung erhielt sie nicht nur für ihre Musik, sondern auch für ihr soziales Engagement, das unter anderem an Krebs erkrankten Kindern gilt.

In Bonn zeigte sie sich als Musikerin, deren Spiel durch Herz, Leidenschaft und Schönheit auffiel. Am Beginn des ersten Satzes beantwortete sie die stimmungsvollen dunklen Bläserfarben mit einem in ihrem rhapsodischen Duktus ungemein natürlich wirkenden Soli.

Im Verlauf des Satzes konnte man freilich auch ihre virtuosen Qualitäten bewundern, mit druckvoll gespielten Doppelgriffen und eleganten Läufen, bevor sie mit dem auch vom Orchester unter dem Koblenzer und Hannover'schen Generalmusikdirektor Shao-Chia Lü mit großer Innigkeit gespielten Adagio echte Seelentiefe erkennen ließ. Großartig, wie sie die elegische Stimmung des Satzes mit ihrem Instrument zum Leben erweckte.

Das mit Allegro energico überschriebene Finale kam danach als eine Art befreiender Tanz, den die Solistin selbst in der virtuosen Schlussstretta mehr mit Eleganz als mit rhythmischer Attacke spielte. Als Zugabe nach begeistertem Applaus in der so gut wie ausverkauften Beethovenhalle legte sie eine klanglich überaus fein ausbalancierte Sarabande aus Bachs Partita in d-Moll nach.

Als Antwort auf das tänzerische Finale des Violinkonzertes hielt das Programm des Beethoven Orchesters nach der Pause die von Klängen seiner böhmischen Heimat durchdrungene fünfte Sinfonie Antonin Dvoraks bereit, ein - wie man an diesem Abend eindrucksvoll erleben konnte - zu Unrecht nur sehr selten gespieltes Werk. Die schönen Holzbläserklänge zu Beginn stimmten auf eine Musik ein, deren Zauber durch die Interpreten mit viel Wärme zum Klingen gebracht wurden.

Gerade auch in dem liedhaften, von den tiefen Streichern herrlich angestimmten Thema des langsamen Satzes oder dem Scherzo, dessen böhmisches Idiom die Musiker unter Leitung Shao-Chia Lüs trefflich umsetzten.

Und weil man schon mal dabei war, ging es auch nach dem lebhaft vorgetragenen Finale mit Dvorak im Zugabenteil weiter, und zwar mit dem entspannt gespielten gespielten Slawischen Tanz Nr. 3 aus op. 46.

Auf einen Blick

Das Stück: Ein szenischer Rundgang durch das kulturgeschichtlich aufregende Jahr 1913.

Die Inszenierung: Ein großes Vergnügen, das man sich erlaufen muss.

Die Schauspieler: Intensiv, ideenreich - so nah kommt man ihnen sonst nie.

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