Theater Bonn: Schauspielchefin geht 2018 Nicola Bramkamp verlässt Bonn

Bonn · Nach fünf Jahren ist 2018 Schluss: Die Bonner Schauspielchefin Nicola Bramkamp wird ihren Vertrag nicht verlängern. Grund dafür sind offenbar finanzielle Kürzungen.

Nach fünf Jahren ist Schluss: Schauspielchefin Nicola Bramkamp.

Nach fünf Jahren ist Schluss: Schauspielchefin Nicola Bramkamp.

Foto: Kerstin Schomburg

Nicola Bramkamp wird ihre Schauspieldirektion in Bonn erst im Sommer 2018 beenden – am Donnerstag hat sie aber bereits Bilanz gezogen. „Wir haben mit hohem energetischem und künstlerischem Aufwand modernes, gesellschaftsrelevantes Theater für die Stadt Bonn gemacht, auch unter schwierigen finanziellen Bedingungen“, teilte Bramkamp in einer schriftlichen Erklärung mit.

Sie wird ihren Vertrag nicht über die vereinbarte Laufzeit von fünf Jahren hinaus verlängern. Der Grund: Der Verlust der Halle Beuel und die stetig fortschreitenden Kürzungen im künstlerischen Bereich hätten zur Folge, „dass eine Fortführung meines künstlerischen Konzeptes in Zukunft nicht mehr möglich sein wird“. Die Schauspieldirektorin stellte sich ein positives Zeugnis aus: „Immerhin haben wir es jedoch geschafft, mit dem Erhalt der Kammerspiele die Zukunft der Sparte Schauspiel für weitere fünf Jahre zu sichern.“

Nun habe sie das Gefühl, „guten Gewissens gehen zu können um mich neuen, spannenden Herausforderungen zu stellen“. Mündlich wollte sich Nicola Bramkamp am Donnerstag nicht zu ihrer Entscheidung äußern, auch nicht zu den Herausforderungen, mit denen sie ab Sommer 2018 konfrontiert sein wird.

Ihr Chef, Generalintendant Bernhard Helmich, hat Bramkamp zur Spielzeit 2013/14 in Bonn verpflichtet. Er bedauert ihren Abgang in anderthalb Jahren, empfindet den Zeitpunkt aber als normalen Rhythmus im Theater: „Fünf Jahre sind fünf Jahre“, sagte er dem GA. Helmich hat zusammen mit Bramkamp die offizielle Erklärung des Theaters verfasst und darin erklärt: „Ich bedaure sehr, dass Frau Bramkamp die kommenden schwierigen Schritte weiterer Einsparungen nicht mitgehen kann und habe großen Respekt vor ihrer Entscheidung. Ich möchte mich explizit bedanken für die großartige Arbeit, die Nicola Bramkamp und ihr Team im Schauspiel leisten und die weit über Bonn hinausstrahlt. Um die Nachfolge zu regeln, bleibt ausreichend Zeit, so dass eine kontinuierlich gute Arbeit des Schauspiels gewährleistet ist und sichergestellt wird, dass die Kammerspiele als Hauptspielort des Bonner Schauspiels weiter gestärkt werden.“ Um die Nachfolge, sagte Helmich, werde sich nur einer kümmern: „Ich.“ Er werde nach einer Persönlichkeit suchen, die mit dem Theater kompatibel sei – und „bereit, sich auf die Stadt einzulassen“.

In dieser Hinsicht hat Nicola Bramkamp Maßstäbe gesetzt. Man denke nur an die Inszenierung von „Nathan“ nach Lessing und mit Spieltexten von Muslimen in den Kammerspielen. Bonn, Bad Godesberg, Salafisten und Bomben wurden an diesem Theaterabend in einem Atemzug genannt. „Waffenschweine“ beschäftigte sich mit schlagenden studentischen Verbindungen, „Bilder von uns“ mit Missbrauch in einer Bonner Schule. Vor ihrer Zeit in Bonn war Bramkamp Dramaturgin am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg; Regie führt sie nicht. Bramkamp betonte 2012 die „Lust auf das Neue“ und versprach viele neue Gesichter. Ihr Theater werde in die Stadt hineinwirken („Stadttheater macht man für die Stadt“) und deren internationales, weltläufiges, aber auch lokalspezifisches Profil spiegeln.

Der Wandel werde ein Thema der künstlerischen Arbeit sein. Die Bühne müsse „Stadtgespräch“ werden, alle Menschen einladen und sich „nicht elitär gebärden“, sagte sie. Das klang sympathisch, ebenso wie die Aussicht auf gesellschaftlich relevantes, aber immer auch sinnliches Theater. Das hat trotz eines starken Ensembles nicht immer geklappt. In Bonn hat sich die Schauspielchefin deshalb nicht nur Freunde gemacht. Manchen Zuschauern waren sie und ihr Team häufig zu projektverliebt unterwegs, statt die Auseinandersetzung mit echten Theaterstoffen ins Zentrum der Arbeit zu stellen.

Zuletzt aber, in der Spielzeit 2015/16, punktete das Schauspiel mit guter Auslastung und mehr als 700 000 Euro Einnahmen. Für die Stabilisierung der Lage ist Bramkamps Stellvertreter Jens Groß mitverantwortlich. Das Duo kann sich derzeit über Hits wie „Buddenbrooks“ und „Kunst“ freuen, während „Romeo und Julia“ die Erwartungen enttäuscht hat. Bramkamps Motto lautet: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort