Festival in Bonn Nike Wagner stellt Programm für Beethovenfest 2021 vor

Bonn · Das Festivalmotto bleibt, im Zentrum stehen Beethovens neun Sinfonien. Intendantin Nike Wagner hat am Vormittag das Programm für das Beethovenfest 2021 vorgestellt. Die diesjährige Ausgabe war abgesagt worden. Wiener Philharmoniker kommen.

Europäischer Gedanke: Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner im Kammermusiksaal.

Europäischer Gedanke: Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner im Kammermusiksaal.

Foto: Barbara Frommann

Wiener Philharmoniker unter Herbert Blomstedt statt Anne-Sophie Mutter und Pittsburgh Symphony – beim Bonner Beethovenfest, dessen Jubiläumsausgabe zum 250. Geburtstag des Komponisten wegen der Corona-Pandemie von diesem Jahr auf 2021 verschoben  wird, hat Intendantin Nike Wagner etliche Veränderungen vornehmen müssen. „Unser Traumziel war, das komplette Programm eins zu eins zu übertragen“, sagte sie am Mittwoch im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses bei der Vorstellung des aktualisierten und komplett überarbeiteten Programms. Das sei jedoch nicht möglich gewesen. Einer der Gründe: Die in 2020 vorgesehenen zwei Ausgaben des Festivals verschmelzen zu einem einzigen Beethovenfest, das vom 20. August bis zum 10. September mit 54 Veranstaltungen an 22 Spielstätten gefeiert wird.

Vor diesem Hintergrund mussten einige Kernideen ganz neu gedacht werden. Der Zyklus der neun Sinfonien Beethovens, den der Dirigent Teodor Currentzis mit seinem Orchester AnimAeterna gestalten sollte, wird sich 2021 auf fünf Klangkörper verteilen, mit interpretatorischem Schwerpunkt auf der historischen Aufführungspraxis. Zur Eröffnung des Festivals erklingt im WCCB, das wieder Hauptspielstätte ist, Beethovens neunte Sinfonie mit dem Kammerchor der Bonner Kreuzkirche Vox Bona und dem Orchester Le Concert des Nations unter der Leitung des Alte-Musik-Spezialisten Jordi Savall. Weitere Orchester sind das B’Rock Orchestra unter der Leitung von Alessandro De Marchi, das ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter Michael Boder, die Ungarische Nationalphilharmonie unter der Leitung von Stefan Soltesz sowie Les Talens Lyriques mit Christophe Rousset. „Der europäische Aspekt war uns dabei sehr wichtig“, unterstrich die 2021 aus dem Amt scheidende Intendantin.

Zum Abschluss erklingt Mahlers „Auferstehungssymphonie“

Zum Abschluss des Beethovenfests erklingt Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 2, die „Auferstehungssymphonie“, mit dem Mahler Chamber Orchestra unter Leitung von Maxime Pascal. Dieser Vokal-Sinfonie hatte Wagner das Festivalmotto „Auferstehn, ja auferstehn“ entnommen, das nun durch die Krise eine ungeahnte Aktualität erfährt.

Darüber hinaus gibt es weitere Orchesterkonzerte in unterschiedlichen Besetzungsstärken. Dirigent Philippe Herreweghe kommt mit dem Orchestre des Champs-Elysées und dem Collegium Vocale Gent, Geigerin Carolin Widmann und das Kammerorchester Basel spielen unter Sylvain Cambrelings Leitung die Uraufführung  eines Violinkonzerts von Georg Friedrich Haas. Der neue Präsident des Vereins Beethoven-Haus, Geiger und Dirigent Daniel Hope, inszeniert mit dem Zürcher Kammerorchester eine Begegnung zwischen Beethoven und Broadway.

Dass Beethovens Sinfonien in kleinen Ensembles funktionieren, haben zuletzt zahlreiche unter Corona-Bedingungen gespielte Aufführungen eindrucksvoll gezeigt. Das Beethovenfest bietet 2021 einen zweiten Sinfonien-Zyklus kleinstmöglicher Besetzung an: Die Pianisten Konstantin Scherbakov, Hinrich Alpers, Boris Bloch, Cyprien Katsaris und Etsuko Hirose teilen sich die von Franz Liszt fürs Klavier bearbeiteten Versionen der neun Sinfonien untereinander auf.

Viktoriabad wird zur Bühne für das Beethovenfest

Wie immer in Wagners Programmen spielt auch die performative Beschäftigung mit Beethoven eine Rolle: Das Ballett der Oper Lyon vertanzt Streichquartett-Werke, und der Regisseur Romeo Castellucci kommt der Bitte Wagners nach, „sich doch einmal mit dem ‚Prometheus’ auseinanderzusetzen“. Als Aufführungsort steht ihm das Viktoriabad zur Verfügung. Nicht weniger ungewöhnlich der Aufführungsort, der auf den Pianisten Marino Formenti wartet: Er bespielt die Baustelle der Beethovenhalle mit unvollendeten Werken.

Mit dem Campus-Projekt der Deutschen Welle wagt das Beethovenfest einen Ausflug nach Köln. Im Staatenhaus werden ein Campus-Orchester und das Bundesjugendorchester unter anderem Karlheinz Stockhausens „Gruppen“ aufführen.

Zu den Hauptsponsoren des Beethovenfests zählen nach wie vor die Deutsche Post und die Telekom. Ebenfalls bedeutende Geldgeber sind die Jubiläumsgesellschaft, die bereits im April wegen der Pandemie ihr Förderprogramm für das Beethovenjahr bis nach dem Beethovenfest 2021 verlängert hatte, sowie die Stadt Bonn. Kulturdezernentin Birgit Schneider-Bönninger hob hervor, dass der Rat gerade erst den Zuschuss für das Beethovenfest bis 2024 fortgeschrieben habe. Schneider-Bönninger: „Das ist ein starkes Zeichen.“

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