Helge Schneider in der Philharmonie "Nirgendwo isset so schön als wie in Kölle"

Köln · Helge Schneider ist in bester Stimmung. "Nirgendwo isset so schön als wie in Kölle" erklärt er zum Finale in der bis auf wenige Plätze ausverkauften Philharmonie, wobei der ironische Unterton so leicht ist, dass er vermutlich nur von Nicht-Kölnern bemerkt wird.

 Er weiß, wie er seine Gemeinde glücklich macht: Helge Schneider.

Er weiß, wie er seine Gemeinde glücklich macht: Helge Schneider.

Foto: Thomas Brill

Unweit vom alkohol-feuchten, kalt-nassen Karnevalstreiben auf dem Alter Markt setzt der 57-jährige Musik-Clown aus Mülheim (an der Ruhr, wohlgemerkt) an, mit seiner Karnevalsshow "...with Love in my Fingers...(say it with Love)" an insgesamt drei Tagen den karnevalistischen Veranstaltungskalender für Jecke und Anders-Jecke gleichermaßen zu bereichern.

Nicht erst seine kurzen Überlegungen zum eigenen Rentenanspruch in ein paar Jahren machen deutlich, dass Schneider wohl sparen muss oder will. Seine Begleittruppe ist auf die zwei exzellenten musikalischen Zuspieler Ira Coleman (Kontrabass) und Willy Ketzer (Schlagzeug) reduziert.

Tee-Koch Bodo Oesterling, seit Ewigkeiten mit "lecker Tee" für das Wohlergehen des Meisters auf der Bühne zuständig, macht angeblich wegen einer "Schwangerschaft" Urlaub, der trollige Ausdruckstänzer Bodo Gleithmann fehlt ohne Angabe von Gründen. Aber es war nicht der Sparzwang, sondern schlichtweg die Liebe, und zwar die zum klassischen Jazz in Triobesetzung, die wohl in seinen Fingern juckte und ihn veranlasste, sich auf das musikalisch Wesentliche zu konzentrieren.

Natürlich will es der Musikclown, dessen Post-Dada-Humor sich gern zwischen abgedrehtem Nonsens und philosophischem Tiefsinn vergaloppiert, nicht mit seinen Fans zwischen zwölf und 72 Jahren verderben. Als wollte er kurz eine Art Pflichtprogramm abarbeiten, stimmt er "Katzeklo" an, und zahlreiche Fans singen als frohe Katzen mit.

Auch "Der Meisenmann" und "Der Schönheitschirurg aus Bananien" sind mit im Repertoire, doch letztlich schraubt der begnadete Multiinstrumentalist den Klamauk-Anteil merklich zurück und überlässt es seinen virtuosen Fingern, seine große Liebe zum Jazz auszudrücken. Lediglich seine Körpersprache verrät, welchen Spaß er dabei hat, wenn er beispielsweise Miles Davis in verschiedenen Karrierephasen karikiert.

Zu souveräner Form läuft er auf, als er aus seinem Trio plötzlich ein Quartett macht, indem er mit der linken Hand die Tasten seines wunderschönen Flügels drückt und dazu mit der rechten ganz lässig Trompete spielt. Von beseelter Hingabe sind seine Finger offenkundig auch bei "Lover Man", einem Klassiker von Coleman Hawkins, dem er angeblich das Saxofon gestohlen hat, bewegt.

"Viele denken, warum ist der Helge so? - Ich weiß es auch nicht", räsoniert der Meister zum frenetisch beklatschten Schluss. Das Warum spielt letztlich aber keine Rolle, solange Schneider seine musikalischen Botschaften mit Liebe vermittelt. Daran gab es in Köln keinen Zweifel.

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