Schutzschirm für Kammerspiele OB macht Godesbergern Mut

BAD GODESBERG · Bei der Auszeichnung der Schauspielerin Monika Munkert mit dem Thespis-Theaterpreis in den Kammerspielen entbrannte am Sonntag eine erbitterte Kulturdiskussion. Eine Schließung der Kammerspiele und damit des Herzens des Bonner Theaters "würde die in drei Jahrzehnten gewachsene Schauspielkultur zerstören, ohne dafür eine verständliche und attraktive Alternative zu bieten", sagte Kurt O. Tudyka, Vorsitzender der Freunde der Kammerspiele.

 Kurt P. Tudyka überreicht Maria Munkert den Thespis-Theaterpreis 2012.

Kurt P. Tudyka überreicht Maria Munkert den Thespis-Theaterpreis 2012.

Foto: Ronald Friese

Wie berichtet, gibt es Sparpläne, unter anderem auch die Überlegung, das Schauspiel in der Bonner Oper unterzubringen. Es wäre "politisch leichtfertig und unverantwortlich", den Protest von mittlerweile 30 000 Unterzeichnern der Kammerspiele-Befürworter zu ignorieren, so Tudyka.

Eine Schließung sei weder sachlich noch politisch legitimierbar, da dann auch ein "Verlust der Bedeutung Bad Godesbergs" unaufhaltsam werde, warnte Tudyka. Er erinnerte Kulturdezernent Martin Schumacher, der unter den Gästen war, auch an den Protest der Godesberger Geschäftsleute. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch erinnerte er an dessen 2011 gegebenes Versprechen, sich dafür einzusetzen, dass Bad Godesberg "eine voll funktionsfähige Spielstätte für das Schauspiel" behalte.

Ja, dabei bleibe er selbstverständlich, antwortete Nimptsch direkt. Er sei als Schirmherr des Preises bereit, "einen Schutzschirm für die Kammerspiele zu spannen, soweit das in meiner Macht steht". Das Schauspiel habe in dieser Saison wieder hervorragende Leistungen erbracht.

"Dunklere Wolken" sah dagegen Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann über Bad Godesberg. Sie forderte kreative Ideen, wie der Standort beim befürchteten Abzug des Theaterbetriebs gerettet werden könnte. "Die Einschläge kommen näher. Unser Stadtbezirk darf nicht an den Rand gedrängt werden und müsste eine neue kulturelle Ausrichtung erhalten", sagte sie. Nimptsch sage, sein Herz habe vier Kammern, wie Bonn aus vier Bezirken bestehe. "Lassen Sie also die Kammer Bad Godesberg nicht blutleer werden", so Schwolen-Flümann.

Kunst sei "immer kantig und niemals eine runde Sache" für Sparstrategen, sagte der scheidende Generalintendant Klaus Weise. "Und was in der Kultur einmal weg ist, bleibt futsch", warnte Weise mit Blick auf die Spielstätte.

Da war es an Elisabeth Einecke-Klöverkorn, Vorsitzende der Theatergemeinde, die Laudatio auf die Preisträgerin zu halten. Seit 2006 Ensemblemitglied, habe sich Monika Munkert gerade mit schillernden Bühnenfiguren profiliert und unvergesslich rätselhafte Interpretationen des Frauseins geliefert. "In vielen Rollen konnten wir unsere Augen nicht von Ihnen lassen", so die Laudatorin. Den "Thespis"-Sonderpreis bekam Theaterfotograf Thilo Beu.

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