Andrea Schroeder in der Harmonie Ode an die Leere

Bonn · Andrea Schroeder und Band boten in der Harmonie ein Konzert zur Jahreszeit - mit Liedern über Winter, Tod und Teufel.

 Zum ersten Mal in der Harmonie: Andrea Schroeder FOTO: KÖLSCH

Zum ersten Mal in der Harmonie: Andrea Schroeder FOTO: KÖLSCH

Foto: Thomas Kölsch

Die Musik passt zur Jahreszeit. Kalt, düster, bedrückend. Lieder über Winter, Tod und Teufel, die mit ihrer Schwermut irgendwo zwischen Velvet Underground und Nick Cave ihren Weg ins weit entfernte Licht suchen. Nein, gute Laune verbreitet Andrea Schroeder bei ihrem allerersten Konzert in der Harmonie sicherlich nicht.

Wie auch bei einem Album mit dem vielsagenden Titel „Void“ und einem dazu passenden Sound in tiefstem Mitternachtsschwarz. Bass, Gitarre, Schlagzeug und Keyboards verströmen Klangteppiche aus zähflüssigem Teer, von einer indischen Shrutibox in träge Schwingungen versetzt – und daraus erhebt sich die neue Hohepriesterin des Gothic Pop mit ihrem aus Onyx geborenen Alt und sucht klagend nach einem Hoffnungsschimmer.

Woher diese Schwere rührt, erklärt Schroeder während des Konzerts nicht. Ohnehin ist der Kontakt zum Publikum auf ein Minimum beschränkt. Nur ab und zu weht ein Hauch über die dunklen Wasser, eine leichte, fast unmerkliche Brise, nicht viel mehr als ein Versprechen auf Erlösung. Immer dann, wenn die Instrumente schweigen und das Blumenkind des Bösen (wie sich Schroeder selbst vor knapp drei Jahren anlässlich ihres zweiten Albums „Where The Wild Oceans End“ bezeichnete) in samtig-trauriger Zärtlichkeit Songs wie das bewegende „Little Girl“ darbietet, weht der Wind diese Spur von Weiß vorbei – und schon ist man der Musik noch tiefer verfallen.

Dann wieder zieht ein Sturm auf, der das pechschwarze Klangmeer aufpeitscht. Im fantastischen „Was Poe Afraid“, der Vertonung eines Gedichts des amerikanischen Beat-Poeten Charles Plymell, türmen sich die Wogen auf, höher und höher, bevor es wieder hinuntergeht in den Schlund, in dessen Zentrum sich Titel wie „Burden“ befinden.

Das Konzert lässt zwar eine gewisse stilistische und auch harmonische Vielfalt vermissen, schlägt aber dafür seine Klauen nur noch fester in jene wehmütigen Seelen, denen Schroeders dunkle Songperlen eine Stimme verleiht. Und vielleicht, nur vielleicht, ist ja doch nicht alles aussichtslos. Als eine der Zugaben interpretiert die Pop-Poetin eine entschleunigte, nichtsdestotrotz aber eindringliche Version von David Bowies „Heroes“. Mehr Hoffnung geht an diesem Abend nicht. Aber mit etwas Glück reicht's.

Deutschlandradio Kultur sendet das Konzert am 27. Februar 2017, 20.03 Uhr, in der Sendung „In Concert“.

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