Lesung im Brückenforum Lisa Eckhart und die Erinnerungen ihrer Großmutter

Bonn · Die Österreicherin Lisa Eckhart liest im Brückenforum aus ihrem Romandebüt „Omama“

 In Bonn willkommen: Kabarettistin und Autorin Lisa Eckhart bei ihrer Lesung im Beueler Brückenforum.

In Bonn willkommen: Kabarettistin und Autorin Lisa Eckhart bei ihrer Lesung im Beueler Brückenforum.

Foto: Thomas Kölsch

Nicht jeder, der schreiben kann, sollte es auch tun – davon ist Lisa Eckhart überzeugt. Dafür entsteht in den sozialen Medien mehr als genug Sprachmüll; alleine die verbalen Absonderungen der weltweiten Twitter-Gemeinde entsprechen dem Umfang von 70 Ausgaben des „Zauberbergs“, und das täglich. So etwas braucht kein Mensch. Im Gegensatz zu Eckharts eigenem Œuvre.

Sie liebt die Sprache

Auf Einladung der RheinBühne hat die 27-Jährige jetzt im gut gefüllten Brückenforum aus ihrem Erstling „Omama“ gelesen, einem satirisch-grotesken Generationenwerk voll mit jenen fein gedrechselten, tiefschwarzen Sätzen, die längst zu einem Markenzeichen der Kabarettistin geworden sind und die schlichtweg zu schade für irgendwelche Kurznachrichtendienste wären. Dann doch lieber eine Lesung, auch wenn Eckart selber betont, dass sie eigentlich nie gehört, sondern immer nur gelesen werden wollte. Warum auch immer. Immerhin liebt sie die Sprache, egal in welcher Form. Das hört man, ebenso wie das Talent für skurrile Geschichten. Und denen lauscht das Publikum nur zu gerne.

„Der Geist war schwach und das Fleisch so billig“

Im Mittelpunkt von „Omama“ steht Großmutter Helga, deren Lebensgeschichte Eckhart mit der ihr eigenen süffisanten Sprache schlaglichtartig beleuchtet: 1945 zeigt sie sie beim Einmarsch der Russen in Österreich, damals, als Schwester Inge von der Mutter unters Bett gescheucht wurde, damit sie nicht geschändet würde, während Helga als zu unansehnlich galt, um selbst die aus Mutters Sicht barbarischen Soldaten von der Ostfront reizen zu können; und 1989 macht sie aus ihr eine Salami-Schmugglerin, die mit einem Bus voller Rentner regelmäßig nach Ungarn fuhr, um dort Würste und andere Spezialitäten unter Umgehung des Zolls in die Heimat einführen zu dürfen. „Der Geist war schwach und das Fleisch so billig“, heißt es. Zumindest bis ein Reisegast das Zeitliche segnete und die Rückfahrt nach Österreich nicht zuletzt durch die fliehenden DDR-Horden des Paneuropäischen Frühstücks fast in einer Katastrophe endete.

Plaudern aus dem Nähkästchen

Zwischen den einzelnen Passagen plaudert Eckhart aus dem Nähkästchen, echauffiert sich über den mangelnden Respekt vor der Schrift und die ewig gleichen Fragen von Moderatoren, erklärt die unabdingbare Überheblichkeit des Humors und bekennt, dass sie schon immer Autorin sein wollte und nie Entertainerin, obwohl sie beides gleichermaßen erfolgreich verkörpert. „Mir gefiel immer, dass in der Literatur nur das Werk zählt, nicht die Person“, sagt sie und kann sich bei dieser Gelegenheit eine kleine Stichelei gegen das Hamburger Harbour Front Literaturfestiuval nicht verkneifen: „Dann wurde ich ausgeladen.“

In Bonn ist sie dafür um so mehr willkommen: Das Publikum im Brückenforum feiert sie auf jeden Fall frenetisch und nutzt nach der Lesung auch zu gerne die Gelegenheit, um Eckart die eine oder andere Frage zu stellen.

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