Österreichischer Autor zu Gast im Bonner Haus der Sprache und Literatur

Thomas Glavinic stellt seinen Roman "Das bin doch ich" vor

  -Autor Thomas Glavinic  vor dem Bonner Haus der Sprache und Literatur.

-Autor Thomas Glavinic vor dem Bonner Haus der Sprache und Literatur.

Foto: Müller

Bonn. Sein Buch sei "ein Spiel mit Identitäten" erklärte Thomas Glavinic, einer der derzeit meist gelesenen jungen Autoren aus Österreich bei seinem Besuch im Haus der Sprache und Literatur. So hieße der Ich-Erzähler des Romans "Das bin doch ich" ebenfalls Thomas Glavinic, ist Autor aus Graz, hat einen Freund namens Daniel dessen Buch "Die Vermessung der Welt" die Bestsellerlisten stürmt, eine Frau, einen kleinen Sohn, ein gespaltenes Verhältnis zur modernen Welt und auch ansonsten viele Eigenschaften, die er mit seinem Erfinder teilt.

Glavinic lehnt es aber entschieden ab, sich selbst zu meinen und weist das zahlreich erschienene Publikum wiederholt daraufhin "dass auf dem Buch draußen 'Roman' draufsteht, Sie es also nicht mit einer Biografie zu tun haben."

Die Romanfigur Thomas Glavinic hat gerade ein neues Manuskript fertig gestellt und erwartet nun mit wachsender Anspannung die Veröffentlichung, obwohl es noch nicht einmal eine Zusage von einem Verlag gibt. Die Kapitel von "Das bin doch ich" sind Szenen aus dem Leben des Schriftstellers im Leerlauf, sie zeigen, wie er seinen Verpflichtungen nachgeht, zum Zahnarzt, zu Empfängen, ins Theater oder zu einem Familientreffen geht, dabei aber eigentlich nie mit irgendetwas vorankommt. Was Glavinic geschrieben hat ist ein schönes Stück Unterhaltungsliteratur und nicht viel mehr.

Für den talentierten Autor nicht viel mehr als eine Fingerübung, als schreibe er kunstvolle Sketche für eine Comedysendung. Die Arbeit an dem Buch "hat mich sehr aus meiner depressiven Grundstimmung herausgerissen", sagt er. Entsprechend humorig liest er vor, schlüpft in die verschiedenen Rollen und spricht für manche Figuren sogar Dialekt. Zusätzlich lässt er in frechen Zwischenkommentaren seinen Charme spielen.

Es ist schon ein wenig irritierend, dass der Roman ernsthaft für den deutschen Buchpreis diskutiert wurde. Wahrscheinlich liegt es an einer Fehleinschätzung vieler Kritiker, die auch Glavinic selbst moniert: Sie hielten das Buch für eine Satire auf den Literaturbetrieb. "Dem Literaturbetrieb den Spiegel vorzuhalten", meint der Autor, "das würde mich gar nicht interessieren, der ist mir viel zu unwichtig."

Tatsächlich handele es sich wie bei seinen anderen Romanen um ein Buch über Angst, Einsamkeit und Liebe, nur dass er dieses Mal einen sehr humorvollen Einschlag dafür gefunden habe und viele Freunde und Bekannte berücksichtigt wurden. Beschwerden gab es keine. "Wirklich beleidigt waren nur die, die nicht vorgekommen sind."

Thomas Glavinic: Das bin doch ich. Roman, Carl Hanser Verlag, 240 Seiten, 19,90 Euro.

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