Konzert in der Lanxess-Arena in Köln Ohne Berührungsängste und Stardünke: Silbermond vor 9000 Fans

Köln · Irgendwo, tief innen drin, steckt in Stefanie Kloß noch die 18-Jährige aus Sachsen, die in einem Club in Köln-Ehrenfeld auftreten durfte, wo sie äußerst warmherzig und sehr wohlwollend empfangen wurde. Von höchstens 50 Zuhörern. "Wie viel Undergound passt in die Lanxess-Arena", fragt die Frontfrau die Menge, die sich im Innenraum drängelt, und dicht an dicht die Ränge belegt.

 Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß beim Tourauftakt in Leipzig.

Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß beim Tourauftakt in Leipzig.

Foto: dpa

Wenn sie das begehrte Clubkonzert Anfang Juni meint, wo 400 Auserwählte den Vorab-Gig zur "Himmel auf"-Hallentour erleben durfte, sind es Mittwochabend 22,5 mal so viele.

So unglaubwürdig es auch klingt - Kloß und ihre Mitstreiter Johannes Stolle (Bass), Thomas Stolle (Gitarre, Klavier) und Andreas Nowak (Schlagzeug) vollbringen das Kunststück, in der Arena über fast zwei Stunden hinweg die gleiche Intimität aufzubauen, wie im Ehrenfelder Club. Das liegt nicht nur an den 15 Stücken, darunter "Unendlich" und "Weiße Fahnen" in einer unplugged-Version, und den vier Zugaben, sondern vor allem daran, dass Silbermond eine Band ist, die von der Nähe zu ihren Fans lebt.

Ohne Berührungsängste und ohne jeden Stardünkel. Trotz aller Erfolge mischen sich die Brüder Stolle noch immer unters Publikum und Stefanie Kloß lässt sich auf hocherhobenen Armen durch die Halle tragen. Dass es sich aber schon lange nicht mehr um eine Schülerband aus Bautzen handelt, die sich Stück für Stück nach oben arbeitete, verbesserte und neu formierte - ganz ohne Casting-Show, Profi-Coaching und Medien-Hype - macht nicht allein der Ort deutlich. Sondern auch dessen Bewachung. Zehn Securitykräfte flankieren den Laufsteg zur Rundbühne im Innenraum, zwei Männer mit Headsets patroullieren beständig im Graben vor der Bühne.

Kloß nutzt den Laufsteg oft und ausdauernd, und das mit einer Unbeschwertheit, als wäre das der Weg, der zum Spielplatz führt. Begeistert tun die Fans alles, was die 28-Jährige, die immer noch den Typ "Nettes Mädchen von Nebenan" verkörpert, von ihnen verlangt. Zählen "1, 2, 3, 4", recken ihre Arme hoch in die Luft und verwandeln bei der letzten Zugabe, "Krieger des Lichts", die Arena in einen Funkelperlenpalast - mit iPhones, Feuerzeugen, Wunderkerzen, Handys und allem, was sonst noch zu leuchten vermag.

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