Open-Air Konzerte Open-Air Konzerte: Rheinaue statt Museumsmeile?

Konzertveranstalter Jürgen Harder denkt laut über Alternativen zu den Museumsplatzkonzerten nach. "Wir prüfen die Rheinaue", sagte er. Zwar sei der Museumsplatz noch immer erste Priorität, "aber zu unseren Bedingungen".

 Steht das Zelt bald in der Rheinaue? Die Betreiber der Konzerte können sich den Platz zwischen den Museen in Zukunft nicht mehr leisten.

Steht das Zelt bald in der Rheinaue? Die Betreiber der Konzerte können sich den Platz zwischen den Museen in Zukunft nicht mehr leisten.

Foto: Barbara Frommann

Strömender Regen, Tropfen prasseln aufs Zelt, Temperaturen wie im April, die Füße stehen im Wasser. Und die Stimmung ist im Keller. Nicht nur bei den Musikfans, die sich eine Open-Air-Saison anders vorstellen, auch bei den Betreibern. Das aber aus anderen Gründen.

"Der Museumsplatz ist nicht mehr zu retten, das ist Fakt und haben wir der Berliner Kulturpolitik zu verdanken, wir müssen uns neu orientieren", aus diesen Zeilen im Netzwerk Facebook spricht Verbitterung, tiefer Frust. Jürgen Harder, einer der Veranstalter der Museumsplatzkonzerte, ist sauer und traurig zugleich: "Ich sehe keine Chance mehr für uns", sagt er im Hinblick auf die neue Ausschreibung zu den Museumsplatzkonzerten.

Am vergangenen Montag endete die Bewerbungsfrist, bis dahin mussten sich potenzielle Veranstalter erklären und mit erheblichen finanziellen Belastungen auseinandersetzen. Die Bundeskunsthalle verlangt als Museumsplatzherrin 2,5 Millionen Euro "für die architektonische und technische Optimierung des Museumsplatzes", verteilt auf fünf Jahre, eine einmalige Bürgschaft von 250 000 Euro, außerdem muss der zukünftige Betreiber Rücklagen in Höhe von 60 000 Euro pro Jahr für die Erhaltung oder Reparatur des Konzertzeltes bilden.

Kommentar Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Konzerte auf dem Prüfstand"Das sind Zahlen, die Harder nicht akzeptieren kann und will. Während Harders Mitveranstalter Martin Nötzel gegenüber dieser Zeitung sagte, das Bonner Betreiber-Kollektiv KultEvent setze nach wie vor auf den Museumsplatz als Spielstätte, denkt Harder bereits laut über Alternativen nach. "Wir prüfen die Rheinaue", sagte er dieser Zeitung. Zwar sei der Museumsplatz noch immer erste Priorität, "aber zu unseren Bedingungen".

Bernhard Spies, kaufmännischer Geschäftsführer der Bundeskunsthalle, wird staunen, wenn er, wie versprochen, am Dienstag die Bewerbungen der Betreiber durchsieht. Denn KultEvent hat zwar ein Papier eingereicht, das jedoch mit den alten Zahlen. "Ich kann mir vorstellen, dass die anderen Bewerber das auch so gemacht haben", sagt Harder, denn die Forderungen der Bundeskunsthalle seien unrealistisch. "Wir haben in vier Jahren nicht so viel verdient, wie wir jetzt auf den Tisch legen müssen", klagt er, "wir sind gerade so durchgekommen".

Harder hadert mit den Forderungen: Jeder Vermieter müsse für Renovierungen Rücklagen bilden, das dürfe nicht allein die Sache des Mieters sein. Harder spricht von einer "Verhinderungsausschreibung", man wolle den Konzertbetrieb damit an die Wand fahren. Die Bundeskunsthalle selbst sei nur ausführendes Organ, die Schuldigen sieht Harder in Berlin, im Amt des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, Bernd Neumann. Dass das Konzertprogramm bei den Intendanten Robert Fleck, Bundeskunsthalle, und Stephan Berg, Kunstmuseum, nicht gerade Freude auslöse, sei, so Harder, kein Geheimnis - "aber in Bonn will jeder hier die Konzerte haben".

"Es war nicht leicht, nach der Gatzweiler-Ära etwas aufzubauen", erinnert sich Harder, "der hat den Künstlern viel zu viel bezahlt". KultEvent habe vier Jahre lang intensiv gearbeitet, biete auch dieses Jahr 20 Konzerte.

Harder geht davon aus, dass die Bewerbung von KultEvent durchfällt, und setzt sich intensiv mit der Variante Rheinaue auseinander. Das Zelt könne man billig erwerben, die Rede ist von einem symbolischen Euro. Man wäre "Herr im eigenen Haus", könne mit einer festen Bühne arbeiten, müsse also nicht immer auf- und abbauen. Das Areal könne dann für viele weitere Veranstaltungen zur Verfügung stehen.

Vorstellbar wäre offensichtlich eine Lösung wie beim Tanzbrunnen in Köln. "Ich bin skeptisch, ob das so geht", sagt SPD-Fraktionschef Wilfried Klein, der weiterhin auf den Museumsplatz setzt, "der hat sich bewährt, wird angenommen". Klein setzt auf Verhandlungen. Am kommenden Mittwoch soll es ein Hearing mit den Veranstaltern geben, Klein will "Gespräche auf allen Ebenen". In der kommenden Woche ist eine Unterredung mit OB Jürgen Nimptsch geplant, "aber wir müssen vor allem den Bund überzeugen, der Platz gehört nicht uns".

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