Oper "Hänsel und Gretel" in Siegburg

SIEGBURG · Das Ensemble der Rheinischen Kammeroper brilliert mit dem Humperdinck-Musikwerk.

Der Sprung in längst vergangene Zeiten war am vergangenen Wochenende vor und hinter der Tür des Stadtmuseums gleichermaßen offensichtlich. Auf der einen Seite pulsierte das Leben auf dem Siegburger Mittelaltermarkt. Auf der anderen feierte ein singender Besenbinder seinen Verkaufserfolg - das sicherte ihm und seiner Familie eine reichhaltige, lang ersehnte Abendmahlzeit.

Seine Frau konnte sich darüber gar nicht recht erfreuen, denn in einem Ausbruch von Wut und Enttäuschung hatte sie gerade eben die beiden Kinder in den Wald geschickt: Hänsel und Gretel - der Stoff, aus dem Engelbert Humperdincks Märchenoper ist. Als Geschichte aus der Sammlung der Brüder Grimm ist das gruselige Abenteuer der Geschwister jedem Kind bekannt. Als Singspiel nach dem Libretto von Humperdincks Schwester Adelheid Wette wurde es nach seiner Uraufführung 1893 in Weimar zum Welterfolg.

Gerade in der Weihnachtszeit gehört es nicht nur in Siegburg, der Geburtsstadt des Komponisten, sondern an fast allen großen Opernbühnen Europas auf den Bühnenplan. Dass die Oper in Siegburg nun im Geburtshaus des Komponisten aufgeführt wurde, war für den künstlerischen Gesamtleiter der Aufführungen am Sonntag und Montag, "eine ganz besondere Ehre". Johannes Witt, der mit seiner Frau, der Sopranistin Maria Klier, vor zwei Jahren die "Rheinische Kammeroper" gründete, hat Humperdincks Werk als erste Inszenierung seines Kölner Tourneetheaters einstudiert.

"Unser Ziel ist es, das Werk an allen großen Städten, die kein festes Operntheater besitzen, aufzuführen." Allein im vergangenen Jahr waren es acht deutsche Städte, in denen sein Ensemble gastierte. Die Sängerinnen und Sänger haben teilweise bereits an der Kölner Musikhochschule unter Professor Karl-Josef Görgen die Humperdinck-Oper einstudiert, die in Siegburg traditionell als Abschlussarbeit aufgeführt wurde. Seit vergangenem Jahr hat die Kammeroper das Erbe angetreten.

Als stimmschöne Gretel stand Maria Klier mit einem beweglichen "Hänsel" Christine Lea Meier auf der Bühne. Christine Hoffmann war eine Mutter von wagnerhaftem Stimmformat, die in Momtschil Kapatschef einen sonoren Bühnenpartner hatte. Die Waldwesen Sandmann und Taumann verkörperte Elisabeth von Stritzky mit Leichtigkeit, und Daniela Kwiotek war eine brillante Hexe, die als Femme fatale im glitzernden Kleid die Kinder im Publikum das Gruseln lehrte. Johannes Witt begleitete alle Sänger am Piano durch den märchenhaften Opernstoff. Der gefiel nicht nur den Kindern im Publikum.

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