Oper in Köln, Tanz in Bonn

Das Publikum traute seinen Ohren kaum: Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch sorgt mit seinen Plänen beim 3. Kölner Kultursymposium für entrüstete Reaktionen.

 Betretene Gesichter bei der Verkündung von Jürgen Nimptschs (Mitte) Bonner Kulturplänen beim Kölner Symposium. Georg Quander (links) hält nichts von Kooperationsmodellen, Hans Georg Lohe setzt auf die Rheinschiene.

Betretene Gesichter bei der Verkündung von Jürgen Nimptschs (Mitte) Bonner Kulturplänen beim Kölner Symposium. Georg Quander (links) hält nichts von Kooperationsmodellen, Hans Georg Lohe setzt auf die Rheinschiene.

Foto: Meisenberg

Bonn. Das Publikum traute seinen Ohren kaum: Für Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch hätte es angesichts des Spardrucks "einen gewissen Charme, wenn die Oper künftig einen Schwerpunkt in Köln, der Tanz dagegen in Bonn hat".

Bonn müsse sich künftig auf das in der Bürgerschaft fest Verankerte beschränken: "Das ist Beethoven". Er selbst glaubt, dass Bonn "eine neue Beethovenhalle als kulturprägendes Markenzeichen" brauche.

Das Sprechtheater zurückzufahren, wäre wegen dessen Bedeutung für Kinder und Jugendliche "fahrlässig", also bleibe nur: "Die Oper in Köln, der Tanz in Bonn." Des lautstarken Aufstands der Bonner Opernfreunde ob der angekündigten Spartenschließung ist sich der OB (und kommissarische Kulturdezernent) gewiss, hält dem aber entgegen: "Von uns aus ist man in 30 Minuten in der Kölner Oper."

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " So wird der Ruf verspielt"Gewiss, Nimptsch will einem regionalen Kulturentwicklungsplan sowie der Bonner Bürgerbefragung nicht vorgreifen, bescherte dem "3. Kölner kulturpolitischen Symposium" jedoch mit seiner Spar-Präferenz eine kleine Sensation. Dabei stellte der OB klar, dass sich Bonn die aktuellen Kulturausgaben von 174 Euro pro Bürger (Köln: 120 Euro) nicht mehr leisten könne, wenn ein Nothaushalt vermieden werden soll. Deshalb müssten die Bühnen mit dem 2013 anstehenden Intendantenwechsel auf 3,5 Millionen Euro jährlich verzichten.

MeinungWas halten Se vom Vorschlag, die Oper nach Köln und dafür den Tanz nach Bonn zu verlagern?Kölns Kulturdezernent Georg Quander erklärte in der Schlussrunde des Symposiums: "Die Äußerungen von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch haben mich so auch überrascht, denn das führt ja dazu, dass eine kulturelle Institution in der Region sterben wird. Dadurch wird das Angebot nicht vielfältiger, sondern einfältiger." Insofern verlasse er die Veranstaltung "sehr nachdenklich und mit einem Stück Trauer". Zuvor hatte Quander freilich eine Opern-Kooperation mit Bonn als widersinnig abgelehnt. "Die Bühnenmaße stimmen nicht überein, so dass jede Produktion quasi doppelt hergestellt werden müsste."

Ohnehin seien Spareffekte wegen größeren logistischen Aufwands kaum zu erzielen. "Bei 30 Kilometern Distanz zwischen den Städten ist es billiger, das Publikum reisen zu lassen als die Produktionen." Ansonsten, so Quander nach dem Symposium, "muss jetzt der nächste Schritt aus Bonn kommen. Dort stehen ja auch noch Ratsentscheidung und Bürgerbefragung an. Wir werden da jetzt gewiss keine Ratschläge erteilen". Da Kölns Oper nach der Renovierung stärker bespielt werden soll und das Gürzenich-Orchester schon ausgelastet ist, könnte sich der Dezernent eine ergänzendes Opern-Engagement des Beethoven-Orchesters durchaus vorstellen.

Düsseldorfs Kulturdezernent Hans Georg Lohe ("bei uns fällt auch nicht das Manna vom Himmel") geriet beim unerwartet brisanten Rheinschienen-Gipfel zur Randfigur, verwies aber auf geglückte Kooperationen bei Jüdischen Kulturtagen, den Theater-Ringtausch "west off" und die Köln-Düsseldorfer Galerienpremieren. "Richtig viel ist es nicht", meinte Nimptsch, "es bleibt schwierig, die großen Schlachtschiffe auf den Fluss zu setzen." Dass er gedenkt, den Bonner Musikdampfer im Rhein zu versenken, erzählte er erst später. Insgesamt bot das hochkarätige Symposium ebenso viel Information wie Konfrontation, auch über die Frage, ob die Krise eigentlich schon vorbei sei. Peter Bach vom veranstaltenden Kölner Kulturrat widersprach heftig.

"Es muss einfach hip werden, zu sparen", fordert er von den Kulturverwaltern. Gleichzeitig ermunterte er die reichen Bürger zu größerer Spendenfreude, "denn es gibt beim Ansammeln von Geld einen bestimmten Sinnlosigkeitspunkt". Der Kölner Opernintendant Uwe Eric Laufenberg meinte zu den Plänen Nimptschs: "Das wäre eine Katastrophe, wenn man eine Oper schließt, die eine große Geschichte und einen festen Besucherstamm hat."

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