Oper "Lakmé" feierte in Bonn Premiere

bonn · Es ist die alte Madama-Butterfly-Geschichte: Junger Mann aus dem Abendland verliebt sich in eine exotische Schönheit - und bricht ihr Herz. Léo Delibes 20 Jahre vor Puccinis Opern-Hit uraufgeführte "Lakmé", die jetzt in Bonn Premiere feierte, spielt allerdings im Indien der britischen Kolonialzeit.

Ergreifend schöner Gesang: Kathrin Leidig (Mallika, links) und Miriam Clark (Lakmé).

Foto: Lilian Szokody

Das Bühnenwerk führt - bis auf das werbefernsehtaugliche Blumenduett und die brillante Glöckchenarie - in Deutschland ein Nischendasein im Repertoire; die Franzosen hingegen mögen es sehr, weshalb die Kooperation mit einem französischen Haus, in diesem Falle das Opernhaus von Metz, durchaus sinnfällig erscheint. Metz berief im vergangenen Jahr den Belgier Paul-Emilie Fourny zum neuen Opernchef. In "Lakmé" stellt er sich nun als Regisseur vor.

Ein bisschen fühlt man sich beim Anschauen der Produktion in die 50er Jahre zurück versetzt, als Paul Hubschmid in Fritz Langs farbenfrohem Filmklassiker "Der Tiger von Eschnapur" die Herzen des Kinopublikums höher schlagen ließ.

Giovanna Fiorentinis Kostüme scheinen alle aus dem Fundus dieses Filmes zu stammen: Der Turban und das Gewand des strengen Brahmanen Nilakantha ebenso wie das rote Kleid seiner Tochter Lakmé. Auch die von einem riesigen, auf einer Drehscheibe montierten Paravant dominierte Einheitsbühne von Benoît Dugardyn verklärt ein romantisierend klischeehaftes Indien-Bild.

Die Regie weigert sich, eigene Akzente zu setzen, sondern erzählt die Geschichte, bis auf das etwas überraschende Ende, ziemlich schnörkellos. Eingefasst wird das Schicksal der Brahmanentochter in folkloristische Ensembleszenen, die ebenso konventionell in Szene gesetzt sind wie der Auftritt der drei schlangenhaft-virtuosen Tänzerinnen (Stephanie Blasius, Raquel López Ogando und Nora Vladiguerov), die ihre Kunst vor den überheblich gelangweilten Augen der Kolonialherren und -damen zeigen.

In der Choreografie von Elodie Vella tanzen die drei Schönheiten ihren ausgedehnten Part, der ein Zugeständnis des Komponisten an die französische Operntradition ist, so wie man sich im Westen indischen Tempeltanz vorstellt. Was bei aller Anmut eben auch ziemlich bieder wirkt.

Immerhin können Dirigent Stefan Blunier und das Beethoven Orchester in dieser Szene aus den Vollen schöpfen. Das nutzen sie denn auch weidlich aus. Die besonderen Klangfarben der zahlreichen musikalischen Exotismen der Partitur setzen die Bonner auf grandiose Weise um. Auch Lakmés berühmte Arie "Où va la jeune Hindoue" ist mit ihrer Glöckchenmotivik eine Perle der Exotismus-Mode es späten 19. Jahrhunderts. Miriam Clark singt sie auf hinreißende Weise. Die Leichtigkeit, mit der sie ihre Koloraturen perlen lässt, kann süchtig nach dieser außergewöhnlichen Stimme machen.

Mit ihr zusammen sang Kathrin Leidig als Mallika das "Blumenduett" - ergreifend schlicht und wunderschön. Der Tenor an Miriam Clarks Seite war der Rumäne Alexandru Badea, der seine Partie mit heller, lyrischer Stimme gestaltete.

Packend war ihr gemeinsamer Auftritt im dritten Akt, wenn der von einem Racheanschlag Nilakanthas genesene Gerald die Musik seiner Kameraden hört, und Lakmé klar wird, dass sie keine gemeinsame Zukunft mit ihrem Geliebten haben wird. Dieser Szene geben beide eine große, berührende Intensität.

Mit Anjara I. Bartz (Mistress Bentson), Julia Kamenik (Ellen) und Charlotte Quadt waren die britischen Damen hochkarätig besetzt, ebenso Géralds Freund Frédéric, den Giorgos Kanaris mit geschmeidiger Bariton-Stimme adelte. Mit dem noch jungen Carles Prat war selbst die Rolle des Dieners Hadji ausgesprochen stimmschön besetzt.

Für die Musik gab es beim Publikum viel Applaus. Auch für den von Sibylle Wagner wieder glänzend einstudierten Opernchor, der szenisch freilich unterfordert blieb. Freundlichen Beifall erhielt auch das Regieteam.

Die nächsten Termine: 4., 8., 25. Februar, 18. und 22. März. Karten u.a. in den GA-Zweigstellen und bei bonnticket.de.