Beethovenhalle in Bonn Orchester Wiener Akademie mit "Wellingtons Sieg oder Die Schlacht bei Vittoria"

BONN · Das Schönste an Beethovens musikalischer Malerei "Wellingtons Sieg oder Die Schlacht bei Vittoria" sind zweifellos die zeitgenössischen Kritiken darüber.

"Man muss", schrieb die Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung, "es schlechterdings selbst gehört haben, dies unbändige Treiben und Toben, dies von wütenden Orkanen gepeitschte Tonmeer, dies verworrene und doch in ein kolossales Bild zusammenfallende Schlachtgewühl, mit all seinem Winseln und Heulen - um mit der regen Fantasie des energischen Komponisten geistig gleichen Schritt zu halten." Heute sieht man das ein bisschen gelassener: "Wellingtons Sieg" gehört nicht zu den Werken Beethovens, die sich durch besondere Genialität auszeichnen.

Das Orchester Wiener Akademie hatte das kuriose, mit viel Trommeln, Pauken und Trompeten auftrumpfende Schlachtengemälde, das den Sieg der Briten über die Heere Napoleons nachzeichnet, an das Ende eines Beethovenfest-Programms gestellt, das unter dem Motto "200 Jahre Wiener Kongress" stand.

Das vor knapp 30 Jahren gegründete Ensemble fühlt sich der historischen Aufführungspraxis verpflichtet - aber so sehr man das Bemühen um den Originalklang auch schätzen mag: Das Aufeinandertreffen von eher dunklem Streicherklang, kantigen Blechbläsern und knalligen Pauken führte in den tumultuösen Szenen der Musik zu einem nicht mehr durchhörbaren Klangbild, das außer Lärm nicht viel zu vermitteln wusste.

Bei Beethovens 8. Sinfonie war das ganz anders. Dirigent Martin Haselböck, der Gründer der Wiener Akademie, ließ dem musikalischen Geschehen freien und meist schnellen Lauf, hatte dabei sicheren Blick für Pointen und kluge Übergänge. Das alles klang luftig, farbenreich und gut ausbalanciert, nicht nur in den frischen Außensätzen, sondern auch im mit charmanter Hartnäckigkeit genommenen Allegretto und im schön rustikal musizierten "Tempo di Menuetto".

Die erste Programmhälfte hatte man Beethovens Schauspielmusik zu Goethes "Egmont" gewidmet, auch dies ein Werk mit politischem Bezug - "Egmont" handelt vom Aufstand der Niederlande gegen die spanische Fremdherrschaft.

Die Schauspielmusik ohne das dazugehörige Schauspiel bleibt immer ein Problem, das auch Franz Grillparzers verbindende, aber nur bedingt erhellende Texte nicht lösen können. Haselböck und seine Wiener Akademie machten gleichwohl aus den musikalischen Häppchen fesselnde Charakterstücke.

August Zirner gab den Texten sanfte dramatische Akzentuierung, von Kirsten Blaise mit ihrem klaren Sopran hätte man gern mehr gehört. Viel Beifall in der erschreckend schwach besuchten Beethovenhalle.

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