Kreuzkirche in Bonn Packendes Karfreitagskonzert

BONN · Mindestens zwei Termine im Jahr müssen sich Freunde guter Orgelmusik vormerken: das Neujahrs- und das Karfreitagskonzert in der Kreuzkirche, die beide von Kreuzkirchenorganist Stefan Horz bestritten werden.

In diesem Jahr standen weitestgehend Werke des 17. und 18. Jahrhunderts auf dem Programm. Die richtige (Karfreitags-)Atmosphäre schuf Horz bereits mit der verhalten beginnenden Ciaconna c-Moll von Buxtehude, die sich zunehmend virtuos mit komplexer Stimmführung in Händen und Füßen entwickelte.

Besinnlicher, von Horz mit zahlreichen Trillern fantasievoll ausgeschmückt, folgte Sweelincks Fantasia Chromatica. Nicht weniger gekonnt entführte er mit "Tierce en taille" von François Couperin in die ganz andere Klangwelt der französischen Orgelmusik. Hier bewies Horz seine vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten auf seinem Instrument, ließ das Werk mal zart und transparent, dann wieder virtuos mit anwachsendem Klang erklingen.

Eines der absoluten Glanzstücke des Abends war Horz? "tenebrae", eine Improvisation über das gleichnamige Gedicht von Paul Celan. Mit einem drängenden Grundthema, das den Hörer tief im Innern packte, und hochvirtuosem Spiel mit den Registern gelang Horz es in einem Klangrausch, nicht nur den reinen Text Celans umzusetzen, sondern auch den biografischen Hintergrund Celans als Überlebender des Holocaust (also quasi das Unaussprechliche) in Musik umzuwandeln.

Hiernach leitete Horz mit Karg-Elerts Choral-Improvisation "Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld" über zu den beiden abschließenden Stücken von Bach. Auf das Choralvorspiel "O Mensch, bewein dein Sünde groß" folgte als klangvoller Abschluss die Passacaglia c-Moll BWV 582, in der Horz noch einmal mit dynamisch feinsinnigem Spiel und klarer Melodieführung überzeugte.

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