"Palmström, Korf und Kunkel" in der Brotfabrik

"Die aufgerufene Nummer verfällt bei Nichterscheinen" - solch wunderbaren Sätzen begegnet man im Arbeitsamt. Dorthin hat die Autorin Anja Tuckermann (ausgezeichnet unter anderem mit dem deutschen Jugendliteraturpreis) drei Figuren von Christian Morgenstern versetzt. "Palmström, Korf und Kunkel" sind Langzeit-Arbeitslose.

Bonn. "Die aufgerufene Nummer verfällt bei Nichterscheinen" - solch wunderbaren Sätzen begegnet man im Arbeitsamt. Dorthin hat die Autorin Anja Tuckermann (ausgezeichnet unter anderem mit dem deutschen Jugendliteraturpreis) drei Figuren von Christian Morgenstern versetzt. "Palmström, Korf und Kunkel" sind Langzeit-Arbeitslose.

Unvermittelbar, untauglich für den Arbeitsmarkt. Doch die drei lassen sich nicht unterkriegen, gründen eine Gesellschaft zur Rettung der Lebensfreude und bringen ihre mehr oder minder schlauen Gedanken unters Volk. Der Witz dabei ist: Hinter allen skurrilen Szenen und Ideen stecken Morgenstern-Gedichte.

Die Bonner Schauspielerin und Kabarettistin Babette Dörner hat das 2007 uraufgeführte Stück mit ihrem Kulturgut-Kurs "Theatermachen" nach neunmonatigen Proben auf die Brotfabrik-Bühne gebracht. Ein hübscher Einfall, der den drei erwachsenen Schauspiel-Amateuren Gelegenheit gibt, spielerisch Gelerntes zu zeigen.

Helmut Lenz als listiger Forscher Palmström (und melancholischer Rabe Ralf), Dirk Demand als erfinderischer Korf (und putziges Eichhörnchen) und Claudia Zimmermann als kokette Palma Kunkel mit großer Sehnsucht nach dem verschwundenen Gingganz nehmen tapfer den absurden Kampf gegen die Bürokratie auf.

Regisseurin Dörner steuert die Freude am kleinen Theaterglück liebevoll durch die etwas langatmige Szenenfolge. Der anarchische Geist Morgensterns lauert dabei stets im Hintergrund, seine genialen verbalen Seitensprünge werden leider nur angedeutet. Sehr komisch agiert das sympathische Trio dennoch.

Wie Palmström mit seinem berühmten Taschentuch, in das er nicht hinein zu schnäuzen wagte, weil er zu jenen Käuzen gehörte, "die oft unvermittelt-nackt Ehrfurcht vor dem Schönen packt." Davon haben sie mit fröhlicher Leichtigkeit viel vermittelt.

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