Bands bei Rock am Ring Die Toten Hosen äußern sich zu Vorwürfen gegen Pantera

Bonn · Nach Rassismus-Vorwürfen gegen den Pantera-Frontmann haben sich die Toten Hosen zu ihrem geplanten Auftritt bei Rock am Ring geäußert. Die Situation sei „kompliziert und unglücklich“. Die Fans der Band reagieren unterschiedlich.

 Bei Rock am Ring 2023 sind die Toten Hosen als Headliner dabei.

Bei Rock am Ring 2023 sind die Toten Hosen als Headliner dabei.

Foto: Paul Zinken

Nach den Rassismus-Vorwürfen gegen Pantera-Frontmann Phil Anselmo haben sich die Toten Hosen mit einem Beitrag auf Facebook zu ihrem geplanten Auftritt bei Rock am Ring im Juni 2023 geäußert. „Die ganze Situation empfinden wir als kompliziert und unglücklich“, heißt es in dem Post. Dennoch verrauten sie dem Team von Rock am Ring und Rock im Park, dass es bei jedem Act eingehend prüfe, ob dieser zum Umfeld des Festivals passe. Das habe in der Vergangenheit gut funktioniert. „Wir gehen davon aus, dass auch dieser spezielle Fall noch einmal genau durchleuchtet wird und gegebenenfalls die notwendigen Konsequenzen gezogen werden“, so die Toten Hosen.

Von einer Absage ihres Auftritts bei Rock am Ring ist keine Rede. Die Toten Hosen schreiben weiter, dass bei ihrer Zusage für die Festivals von deren Auftritt noch keine Rede gewesen sei. Ihre Recherche habe aber gezeigt, dass Pantera auch bei zahlreichen weiteren Festivals mit anderen Bands auftrete, die "schwerlich in die rechte Ecke zu stellen" seien. „Die Mehrheit der Rockmusikwelt scheint dem Sänger seine Läuterung abzunehmen“, so die Band aus Düsseldorf.

Die Fans der Hosen scheinen gespaltener Meinung zu sein. “Super Statement! Und nun zurück zum Wesentlichen: Musik!“, heißt es von einem Fan. Andere sehen die Haltung der Band kritischer: „Campino, was ist los mit euch?“, schreibt eine Kommentatorin. „Bist du nicht in dem Alter, wo du klare Kante zeigen solltest?“ Einige Fans monieren vor allem, dass die Band die Verantwortung auf andere Akteure abschiebe. „Ganz trauriges Statement: Die anderen ziehen auch keine Konsequenzen, also wir auch nicht“, fasst es eine Kommentar-Schreiberin zusammen. „Ich glaube nicht, dass ihr es nötig habt, euch so hanebüchen auf andere Bands und deren Agenturen und linken Ruf rauszureden“, heißt es in einem anderen Kommentar. Die Band müsse eine eigene, unabhängige Meinung haben, ist die Forderung.

Tote Hosen verurteilen Anselmo-Video mit rassistischer Parole

Der Veranstalter von Rock an Ring und Rock im Park hatte zuletzt große Kritik geerntet, weil die US-amerikanischen Metal-Band Pantera auf dem Festival dieses Jahr ihr großes Comeback feiern soll. Bei beiden Festivals am Nürburgring und in der Stadt Nürnberg treten die gleichen Künstlerinnen und Künstler auf (Ausnahmen vorbehalten), jedoch an unterschiedlichen Tagen. Im Nürnberger Rathaus forderten sogar die Grünen den Ausschluss der Band von der Veranstaltung.

Das Video des Pantera-Frontmanns, um den sich die Debatte dreht, stammt aus dem Januar 2016. Auf einem Konzert, welches zu Ehren des während eines Konzerts erschossenen Bandmitglieds Dimebag Darrell stattfand, zeigte Anselmo den Hitlergruß und rief dabei "White Power" gerufen. Unter den Applaus mischten sich auch Buhrufe. Ein Fan hielt den Moment in einem inzwischen über eine Million Mal angeklickten Video fest und teilte es anschließend auf Youtube. Der Sänger entschuldigte sich daraufhin in einer Videobotschaft und in mehreren Interviews. Dabei stellte er die Aktion als einen danebengegangenen Scherz dar und betonte, dass er kein Rassist sei.

Zu dem Video äußerten sich die Toten Hosen ganz direkt: Das Video sei „abstoßend und widerlich“. Seit Jahrzehnten setzt sich die Band gegen Rechtsextremismus ein. Dafür erhielten sie 2014 sogar die Josef-Neuberger-Medaille, einen wichtigen jüdischen Preis. „Wie bekannt, sind wir seit jeher mit klarer Kante gegen Rechts und Rassismus unterwegs“, schreibt die Band in ihrem Facebook-Post. Durch ihre Erfahrung in diesem Bereich wüssten sie aus eigener Erfahrung, wie schwierig und unangenehm es sein könne, sich diesen Strömungen in den Weg zu stellen. „Wir danken allen, die diesen Kampf unermüdlich führen und werden dies ebenfalls konsequent weiterhin tun“, schreiben sie.

Rock-am-Ring-Veranstalter äußert sich zu Pantera-Auftritt

Nach einer Anfrage des General-Anzeigers zu der Debatte um Pantera und zum politischen Engagement und kritischen Äußerungen anderer Künstler der diesjährigen Ausgabe von Rock am Ring hatte sich der Veranstalter Anfang Januar mit einem Statement in den sozialen Netzwerken zu Wort gemeldet. In einem Posting auf Instagram nimmt das Festival Stellung zur Causa Pantera. Darin betont das Festival eingangs, für „Diversität, Toleranz, Gleichberechtigung und gegen jede Form von Diskriminierung“ zu stehen. Man habe mit der Band über die Vorwürfe gesprochen und sich dazu entschieden, Pantera „eine Chance zu geben“. „Phil Anselmo hat uns gegenüber einmal mehr verdeutlicht, dass er die Verantwortung für seine Fehler übernimmt und sich von seinem damaligen Verhalten distanziert“, heißt es. Weiter steht in dem Statement, dass Künstlerinnen und Künstler in ihren Verträgen mit dem Veranstalter unterschreiben, dass „Rassismus, Homophobie und jede Form der Diskriminierung“ beim Festival nicht geduldet werden und das bei Vertrauensbruch sofort reagiert werde.

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