Antiquarius in Bonn Pantomime Milan Sladek zu Gast

BONN · Es hört sich so leicht an. Und anfangs sieht es ja auch ganz leicht aus. Milan Sladek, der große europäische Pantomime, steht auf der winzigen Bühne im voll besetzten Antiquarius und veranschaulicht eine Übung für angehende Mienen- und Gebärdenspieler.

Sie heißt: Ein Glas Wasser trinken. "Das Wichtigste ist, dass ich selber an die Existenz der Gegenstände glaube, die ich vorstelle", sagt Sladek, der im Auftrag des Goethe-Instituts durch 55 Länder tourte und in Köln viele Jahre lang das Theater Kefka leitete.

Das Glas Wasser ist für sich durchaus überzeugend, und Sladek führt die Nummer auch unnachahmlich vor. Dann jedoch wird klar, dass der Slowake wirklich ein wahrer Meister ist, als er die Getränkepalette mühelos erweitert - ein Glas Wein sieht natürlich völlig anders aus als ein Glas Wasser, ein Bier sowieso, und ein Likör erst recht...

Dass Milan Sladek ein Genie unter den Pantomimen verkörpert, zeigt sich in Nummern, die auch sein Faible für mythologische Stoffe spiegeln: "Leda und der Schwan" ist eine ausufernde, kräftezehrende, vor zauberhafter Vitalität strotzende Darbietung. Sie wird ebenso von Instrumentalmusik begleitet wie die drei biblischen Szenen über die Kreuzigung Jesu. Ergreifend und mit erschütternder Intensität dargestellt.

"The Party" ist dann zur Abwechslung etwas zum Schmunzeln, der Meister hat sich von den Stummfilmklassikern inspirieren lassen, wie er dem Publikum verrät. Der Cineast denkt freilich auch an die gleichnamige Peter-Sellers-Kultkomödie. Die letzte Nummer des Abends ist ein furioser Positionen- und Geschlechterwechsel und stammt aus dem Alten Testament: die Geschichte von Samson und Delila. Ein kostbarer Abend.