Alfterer Kulturtage Papier und Holz in Szene gesetzt

ALFTER · Tausend Falten durchziehen das Gesicht des alten Mannes wie ein feines Spinnennetz. Die Haut der jungen Afrikanerin, die neugierig in die Welt blickt, ist dagegen ohne jeden Makel. Eine Asiatin erzählt mit ihren sanften, müden Augen ohne Worte von einem entbehrungsreichen Leben. "Menschen dieser Welt" hat die Künstlerin Ursel Siebke mit Ölfarbe auf Leinwänden verewigt.

 Kombiniert Holz und Licht: Michael Franck zwischen seinen Skulpturen.

Kombiniert Holz und Licht: Michael Franck zwischen seinen Skulpturen.

Foto: Wolfgang Henry

Mit ihren kleinen, intensiven Porträts traf die 72-jährige Rentnerin aus Witterschlick den Geschmack der rund 60 Besucher, die sich zum Auftakt der achten Alfterer Kulturtage am Freitagabend im Oedekovener Rathaus eingefunden hatten. Dort stellten zwölf Alfterer Künstler ihre Bilder und Skulpturen rund ums Thema "Hoch-Genuss" aus.

Der Publikumspreis für die drei besten Werke wurde mit einer Geldprämie von je 30 Euro belohnt. "Wir wollen bewusst eine Abstufung der Preise vermeiden", erklärte Eugenie Hellmann, Vorsitzende des Kulturkreises Alfter. "Denn hier gibt es eigentlich kein besser oder schlechter."

Den zweiten Platz hinter Ursel Siebke belegte Heinrich Laub mit einem Bild, das wohl die meisten Besucher der Ausstellung spontan umgedreht hätten. Das Werk mit dem (nicht ganz ernst gemeinten) Titel "Varnitas-Stillleben inklusive Echt-Gold-Antik-Rahmen" zeigt die Rückseite eines quadratischen Rahmens. "Vielleicht male ich das Bild irgendwann auch mal von vorne", scherzte der 69-jährige.

Über den dritten Platz freute sich Margot Koehler, die mit Mischtechnik und per Malmesser aufgetragener Tusche ein "Einsames Gehöft in der Toskana" aufs Papier gebracht hatte. "Das Thema ?Hoch-Genuss' ist passend gewählt", sagte Eugenie Hellmann und freute sich. "Denn es ist wirklich ein Genuss, Ihre Werke anzuschauen und mit Ihnen darüber ins Gespräch zu kommen." Mit "Szenen aus der Theaterwelt" präsentierten am Eröffnungsabend auch Schauspieler der Alanus Hochschule ihre Kunst. Die Alfterer Opernsängerin Katharina Wingen sorgte mit bekannten Musical-Songs und Chansons für musikalische "Leckerbissen".

Am Samstag lud der in Sechtem lebende Maler und Bildhauer Michael Franck zu einem Besuch seines Ateliers Kunst-Licht ein. Seit sieben Jahren arbeitet der 53-jährige in seiner Werkstatt am Waldrand hoch über Alfter und findet dort nicht nur Ruhe, sondern auch reichlich Material für seine Arbeiten. "Nach einem Sturm gehe ich sofort in den Wald und sammle Holz", berichtet der Künstler, der Glas in Verbindung mit Holz und Stein in Szene setzt. Eine 2,11 Meter hohe Skulptur aus Eschenholz, die er "Gedankenholz" nennt, hat er mit einer Tigerkralle abgeschliffen.

"In diesem Stamm befand sich einmal ein Spechtnest", begründet er die besondere Form und Maserung des Holzes. Michael Franck hängt an seinen Werken, braucht ein wenig Zeit, sich von ihnen zu trennen, wenn er sie verkauft. "Das Stück, an dem ich zuletzt gearbeitet habe, ist mir immer das Liebste", erklärt er. Derzeit ist dies ein Grüner Buntschieferstein, in den er 326 Glasschichten eingefasst hat. Besonders freut er sich, dass er die Gemeinde mit seinen Skulpturen im kommenden Jahr auf der Landesgartenschau in Zülpich repräsentieren darf. "Das ist eine große Ehre für mich und zeigt mir, wie sehr meine Arbeit in Alfter geschätzt und anerkannt wird."

Viele Möglichkeiten, Einblicke in die Arbeiten Alfterer Künstler zu erhalten, bot auch der Sonntag. Während einige Teilnehmer in ihre heimischen Ateliers einluden, präsentierten 14 Künstler aus Alfter und Umgebung ihre Arbeiten bei der Gruppenausstellung "Art-Alfter" im Dorfgemeinschaftshaus Gielsdorf. "Besonders schön finde ich bei dieser Ausstellung die Altersmischung. Künstler zwischen sechs und 83 Jahren zeigen heute ihre Werke", sagte Gastgeberin Eugenie Hellmann. Die jüngsten Künstler der Bornheimer Malschule waren leider nicht anwesend.

Dafür strahlten ihre Werke - ein gefährlicher Tiger, ein pummeliger Pandabär und eine kleine Hexe - in den buntesten Farben von den Leinwänden. Margot Koehler, Drittplatzierte des Eröffnungsabends war mit 83 Jahren die älteste Ausstellerin. "Merkwürdige Kunst" stellte Katharina-Maria Krampl, die an der Alanus Hochschule studiert, vor. Ihre Illustrationen in Mischtechnik zeigten nicht-realistische Darstellungen von Träumen, Visionen und Erinnerungen.

Maria Hornung aus Bonn wiederum hatte "blumige" Werke und Aktzeichnungen im Gepäck. "Seit zweieinhalb Jahren male ich aus Leidenschaft, besuche Kurse und studiere an der Europäischen Kunstakademie Trier", berichtet sie. "Ich bin sehr froh, meine Werke hier zeigen zu dürfen und staune über die Qualität der Werke, die ich bei den Alfterer Kulturtagen gesehen habe", lobte die Künstlerin die Veranstaltungsreihe.

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