Buchhandlung Böttger Patrick Bahners stellte "Entenhausen. Die ganze Wahrheit" vor

BONN · Es kommt eher selten vor, dass eine Lesung oder ein Vortrag mit einer Hymne beginnen. Bei Patrick Bahners' Abend über sein Entenhausen-Buch in der Buchhandlung Böttger war das so.

 Donaldistischer Kosmos: Hier werden Fragen beantwortet.

Donaldistischer Kosmos: Hier werden Fragen beantwortet.

Kaum hatte der letzte Donald-Fan seinen Platz im überfüllten Buchladen gefunden, stand eine Handvoll organisierter Donaldisten aus Köln auf und sang eine recht schauerliche Hymne: "Und lieg ich dereinst auf der Bahre,/ so denkt an meine Gu-i-tah-re!/ Und gebt sie mir in mein Gra-hab."

Bahners entschuldigte sich für den grottigen Text, der aber zu den Schätzen dieser verschworenen Gemeinschaft zähle, die ihr ganzes Wissen und ihre Forschungen auf den berühmten Donald-Zeichner Carl Barks (1901-2000) und Erika Fuchs (1906-2005) gründen, die die Texte nicht nur ins Deutsche übertrug, sondern gewissermaßen neu schuf. Sie haben Kultcharakter und bilden die Basis zur Erforschung von Entenhausen.

Bahners, vom Brotberuf New Yorker Kulturkorrespondent der FAZ, hat den Forschungsstand zu diesem donaldistischen Kernthema in dem lesenswerten Buch "Entenhausen. Die ganze Wahrheit" zusammengetragen. Bei Böttger lieferte er keine Lesung ab, sondern versuchte, anhand eines imaginären Gangs durch den Entenhausener Stadtgarten eine Art Soziologie von Donald Ducks Heimat zu zeichnen.

Doch vorerst ging es für Bahners in die eigene Heimat: 1967 in Paderborn geboren, wuchs er in Bonn auf, ging aufs Beethoven-Gymnasium, studierte an der Bonner Universität Geschichte und Philosophie. Wie groß der Frust, als er im ganzen Donald-Universum zwar Hinweise auf den Rhein, auf Düsseldorf, Köln und den Rosenmontag, aber eben nicht auf Bonn fand.

Dafür traf er in Entenhausen auf eine Gesellschaft, die das Buch und den Journalismus schätzt und einer bürgerlichen Kultur frönt. Womit Bahners wieder auf Bonn zu sprechen kam und einen Abend, an dem sich die Säle für Sloterdijk im Beethoven-Haus und Bahners bei Böttger spielend füllen ließen: "Die einzige Alternative zu Sloterdijk ist Donald Duck."

Unter den strengen Augen des Stadtgründers Emil Erpel, dessen Statue im Entenhausener Park steht, ließ Bahners Konsul Ballerstedt und Justizrat Juxenburg, Doktor Doppelkopp und den Dichter Kritzler, Professor Knall und den Opernsänger Säuselfein, den Baulöwen Max Mörtel und Justizrat Wendig vorbeiflanieren.

Und er machte sich Gedanken über die politische Verfasstheit der Stadt Entenhausen, ihre Struktur und den Wertekanon dieser Gesellschaft, die in unseren Augen arg betulich aber auch wie der Traum einer längst vergangenen bildungsbürgerlichen Epoche anmutet.

Info

Patrick Bahners: Entenhausen. Die ganze Wahrheit. C.H. Beck, 208 S., 19,95 Euro

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