Paul McCartney begibt sich mit seinem neuen Album auf die Suche nach seinen Wurzeln

bonn · Ein gewisser Hang zur Nostalgie hat Paul McCartney schon immer ausgezeichnet. Lieder wie "Honey Pie" oder "When I'm Sixty-Four" aus der Beatles-Ära swingen hübsch im Stil alter Zeiten. Mit seinem neuen Album "Kisses On The Bottom" (Universal) setzt Sir Paul nun diese Vorlieben fort.

 Paul McCartney reist mit seinem Album "Kisses On The Bottom" in die Vergangenheit.

Paul McCartney reist mit seinem Album "Kisses On The Bottom" in die Vergangenheit.

Foto: dpa

Es ist im Grunde ein Konzeptalbum, das musikalische Schätze hebt, die McCartneys Kindheit und Jugend in Liverpool geprägt haben. In der Familie wurde viel gesungen, an Silvesterabenden etwa. Dann saß Pauls Vater am Klavier und begleitete den kleinen Familienchor.

Die Hausmusik bei den McCartneys dürfte aber ein bisschen anders geklungen haben, als die Arrangements auf der Platte. Es ist überaus reizvoll, wie der 69-Jährige die Idee der musikalischen Reise in die eigene Vor-Beatles-Vergangenheit umsetzt. McCartney hat für sein Projekt nämlich einige illustre Mitstreiter um sich geschart. Am Klavier sitzt die kanadische Jazz-Musikerin Diana Krall, deren Band ebenfalls im Studio war.

Hinzu kommen als weitere Gastmusiker Stevie Wonder und Eric Clapton. Produziert wurde das Album von dem Grammypreisträger Tommy LiPuma. Mit ihm zu arbeiten, schwärmt McCartney, sei so entspannt und produktiv gewesen wie vor Jahrzehnten die mit dem Beatles-Produzenten George Martin. Aufgenommen wurde das neue Album im Capitol A Studio in Hollywood. Das für die Aufnahmen verwendete Mikrofon, erzählt McCartney, habe früher Nat King Cole gehört.

McCartney ging es auf "Kisses On The Bottom" um die musikalischen Einflüsse, die neben dem Rock 'n' Roll wesentlich für die Beatles waren. Wenn er nach seinen wichtigsten Vorbildern gefragt werde, erzählt er im Booklet zur CD, dann sage er Cole Porter und die Gershwin-Brüder; Irving Berlins Klassiker "Cheek to Cheek", verrät er weiter, sei immer einer seiner absoluten Lieblingssongs gewesen.

Auf der CD findet man "Cheek To Cheek" allerdings nicht. Überhaupt zeichnet die Sammlung sich dadurch aus, dass sie nicht ausschließlich aus bekannten Standards besteht, sondern eine überhaus spannende, sehr persönliche Auswahl darstellt. Ergänzt hat sie McCartney um zwei eigene Neukompositionen, "My Valentine" (mit Clapton an der Gitarre) und "Only Our Hearts" (mit Stevie Wonder an der Mundharmonika).

Der kuriose Titel des Albums erklärt sich aus dem ersten Stück "I'm Gonna Sit Right Down And Write Myself A Letter". Der gemeinte Brief schließt nämlich mit einem Kreuzchen und dem Hinweis "Kisses On The Bottom". Musikalisch ist das Konzept überaus ansprechend aufgegangen. McCartneys Hang zur Sentimentalität wird vor allem durch Diana Krall und ihre Band auf ein gut verträgliches Maß reduziert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort